Experten der UNO haben Gewalt gegen Kinder und Frauen im Gazastreifen als „inakzeptabel“ kritisiert. „Wir sind bestürzt über die Tatsache, dass Frauen das Ziel solch bösartiger, blinder und unverhältnismäßiger Angriffe durch Israel sind“, teilte die Gruppe von sieben Sonderberichterstattern am Montag mit.
Israel scheue „keine Mühen“, um das Leben dieser Frauen „zu zerstören und sie ihrer grundlegenden Menschenrechte zu berauben“, fügten sie hinzu. Die massive Zerstörung von Wohnhäusern und die unsicheren Lebensbedingungen im Gazastreifen gefährden demnach vor allem die Sicherheit schwangerer und stillender Frauen und Kinder. Schuld daran seien Israels „direkte Bombenangriffe“ und israelische Scharfschützen, die „vorsätzlich“ den Zugang zu den ohnehin kollabierten Gesundheitseinrichtungen behinderten, hieß es weiter. Hinzu kommt laut den Experten der Mangel an Krankenbetten und medizinischen Ressourcen. Israel blockiert die Lieferung von humanitärer Hilfe in das abgeriegelte Küstengebiet.
50.000 schwangere palästinensische Frauen und 20.000 Neugeborene leben demnach mit „unvorstellbaren Risiken“. „Mehr als 183 Frauen gebären jeden Tag ohne Betäubung. Hunderte Babies sterben, weil es nicht ausreichend Strom für Brutkästen gibt“, schrieben die UN-Sonderberichterstatter. Sie beschuldigen die israelische Armee, die größte Geburtenklinik im Gazastreifen zerstört zu haben, in der Frühchen versorgt wurden.
Albanese hatte Israel im März in einem Bericht „mehrere Handlungen des Völkermords“ in Bezug auf die Angriffe im Gazastreifen vorgeworfen. Die Italienerin ist eine unabhängige Expertin, die vom UN-Menschenrechtsrat ernannt wurde.
In ihrer Mitteilung vom Montag kritisierten die UN-Experten die israelische Armee zudem, sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen auszuüben. Betroffen seien vor allem „diejenigen, die von israelischen Soldaten festgehalten werden“, schrieben sie. Zudem seien viele Frauen und Mädchen durch gewaltsame Entführungen verschwunden, erklärten die Sonderberichterstatter unter Berufung auf UN-Berichte.
Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel der israelischen Angriffe ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher vorwiegend Zivilisten getötet.
Israel stoppte zuletzt die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom und startete zugleich massive Luftangriffe. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Mehr als eine Million Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal. Vor allem im Norden herrscht eine akute Hungersnot.
Nach palästinensischen Angaben wurden bei israelischen Angriffen auf Gaza seit dem 7. Oktober mindestens 34.735 Menschen getötet und 78.108 weitere verletzt – die meisten davon Frauen und Kinder. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.