Libyen, Darna: Auf diesem von der libyschen Regierung zur Verfügung gestellten Bild liegen Autos und Trümmer in einer Straße in Darna, Libyen, nachdem sie durch starke Regenfälle überflutet wurde. / Photo: DPA (dpa)
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Nach den verheerenden Unwettern im Bürgerkriegsland Libyen drängen Experten zu schneller internationaler Hilfe. Türkiye organisierte inzwischen die Entsendung von Rettungskräften. Man habe Flüge mit Bergungstrupps samt Rettungsbooten, Zelten und Versorgungsgütern an Bord organisiert, teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan auf der Onlineplattform X (vormals Twitter) mit.

Die Hilfe wird von der türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD koordiniert. Sie umfasst nach Angaben der Behörde 168 Mitarbeiter, zwei Such- und Rettungsfahrzeuge, zwei Boote, 170 Zelte, 600 Decken, 400 Lebensmittel- und Hygienepakete. Zusätzlich sollen Mitarbeiter der Sicherheitskräfte und der Gendarmerie an den Einsätzen vor Ort teilnehmen.

Auch ein Team aus 65 Mitarbeitern des Türkischen Roten Halbmonds, UMKE (Medizinische Hilfs- und Rettungsorganisation) und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) soll bei der Verteilung der Hilfsgüter helfen. Ankara verfolge die Lage in dem vom Sturm heimgesuchten Libyen sehr genau, erklärte das türkische Außenministerium am Dienstag. Bei der Organisation von Hilfe und Unterstützung für Libyen kooperiere man eng mit sämtlichen Institutionen. „Türkiye steht wie immer an der Seite des befreundeten und brüderlichen Libyens in dieser schwierigen Zeit und ist bereit, jegliche Art von Unterstützung zu leisten“, betonte das türkische Ministerium.

Libyen, Darna: Auf diesem von der libyschen Regierung zur Verfügung gestellten Bild ist eine Küstenstraße nach schweren Überschwemmungen in Darna, Libyen, eingestürzt. (DPA)

Katastrophale Lage in Libyen nach Unwettern

Besonders schwer vom Sturm „Daniel“ betroffen ist die Hafenstadt Derna. Auf Videobildern in sozialen Medien waren in Folge massiver Regenfälle zerstörte Häuser und Autos in von Schlammmassen überschwemmten Straßen zu sehen.

Zu Todesopfern lagen zunächst keine überprüfbaren Angaben vor. Die Regierung im Osten des Landes befürchtet jedoch Tausende Tote. Der Ministerpräsident einer der rivalisierenden Regierungen in dem Bürgerkriegsland, Osama Hammad, sagte am Montag dem Fernsehsender Al-Massar, es seien mehr als 2000 Tote zu befürchten. Tausende weitere Menschen in dem Land mit knapp sieben Millionen Einwohnern seien vermisst. Der Sturm „Daniel“ hatte Libyen am Sonntag erfasst.

Im Osten Libyens befinden sich die größten Erdöl-Felder und Hafenterminals für den Ölexport. Angesichts der Überschwemmungen hat die nationale Ölfördergesellschaft (NOC) die höchste Alarmstufe ausgerufen und die Förderaktivität deutlich reduziert.

Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Libyen, Georgette Gagnon, forderte die internationale Gemeinschaft zu schneller Hilfe auf. Ersten Berichten zufolge wurden Dutzende von Dörfern und Städten schwer in Mitleidenschaft gezogen, schrieb Gagnon auf der Plattform X. Laut den Rettungsdiensten ist vor allem der Nordosten betroffen.

Libyen, Marj: Straßen sind nach dem Sturm "Danial" überflutet. Es wird erwartet, dass die Zahl der Opfer weiter steigen wird. (DPA)

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach dem „libyschen Volk“ seine „Solidarität“ aus und erklärte, das Land mobilisiere Ressourcen, um Soforthilfe zu leisten. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, sprach den Betroffenen sein „Mitgefühl und Beileid“ aus und erklärte, Washington arbeite mit den Vereinten Nationen und den libyschen Behörden zusammen, um Hilfe zu leisten.

Die Regierung in der Hauptstadt Tripolis unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sprach von den schwersten Regenfällen seit mehr als 40 Jahren. In Derna war die Lage nach Angaben des Gemeinderats „außer Kontrolle“. Dort sollen zwei Staudämme gebrochen sein. Rettungsmaßnahmen gestalteten sich nach Angaben des Notfalldiensts schwierig. Man sei auf die Unterstützung von Hubschraubern angewiesen. Strom und Internetverbindung seien unterbrochen. Die betroffenen Regionen wurden zu „Katastrophengebieten“ erklärt.

In Libyen war nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen. In dem ölreichen Staat in Nordafrika ringen bis heute zahlreiche Milizen um Einfluss. Derzeit kämpfen zwei verfeindete Regierungen mit jeweils einem Sitz im Osten und Westen um die Macht. Alle diplomatischen Bemühungen, den Konflikt friedlich beizulegen, scheiterten bisher. Der Konflikt wird durch ausländische Staaten zusätzlich befeuert.

TRT Deutsch und Agenturen