Baschar al-Assad ist laut russischen Medienberichten nach dem Sturz seines Regimes nach Moskau geflohen. „Assad und seine Familienmitglieder sind in Moskau angekommen“, berichteten die staatlichen Nachrichtenagenturen Tass und RIA Nowosti am Sonntag unter Berufung auf eine Quelle im Kreml. Russland habe „aufgrund humanitärer Erwägungen“ Asyl gewährt.
Ein westlicher Regierungsvertreter sagte auf die Frage, ob er Assads Aufenthalt in Moskau bestätigen könne, dass er dies für wahrscheinlich halte und keinen Grund habe, die russischen Berichte anzuzweifeln.
Russische Stellen stünden „mit Vertretern der bewaffneten syrischen Opposition in Kontakt“, hieß es in dem Bericht der russischen Agenturen weiter. Deren Anführer hätten „die Sicherheit der russischen Militärstützpunkte und diplomatischen Einrichtungen auf syrischem Territorium garantiert“.
Russland war seit Jahren ein wichtiger Verbündeter der Assad-Regierung und hatte den Machthaber im syrischen Bürgerkrieg seit 2015 auch militärisch unterstützt. In Syrien verfügt Russland bis heute über einen wichtigen Marinestützpunkt in Tartus an der Mittelmeerküste und einen Luftwaffenstützpunkt in Hmeimim.
Mit Blick auf die Zukunft Syriens rufe Russland zu einer „Fortsetzung des politischen Dialogs im Interesse des syrischen Volkes“ und einer Weiterentwicklung der „bilateralen Beziehungen zwischen Russland und Syrien“ auf, hieß es in den Berichten von Tass und RIA Nowosti weiter. Russland sei „schon immer“ für eine politische Lösung des Syrien-Konflikts gewesen. Für Montag beantrage Moskau eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage in Syrien.
Kämpfer unter Führung der Rebellengruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Milizen hatten die Einnahme der Hauptstadt Damaskus und die Flucht von Machthaber al-Assad verkündet. Der Einnahme von Damaskus war ein rasanter Vormarsch der Regimefeinde vorangegangen, die binnen weniger Tage die Kontrolle über mehrere syrische Großstädte gewonnen hatten.
Bereits Ende November sicherten die Oppositionskräfte weite Teile des Stadtzentrums von Aleppo. Nach heftigen Kämpfen konnten sie am Donnerstag das Stadtzentrum von Hama einnehmen und rückten weiter nach Homs vor. Am Freitag berichteten die Oppositionskräfte über die Einnahme von Daraa nahe der jordanischen Grenze.
Bereits seit 2011 herrscht in Syrien ein verheerender Bürgerkrieg, der das Land völlig gespalten hat. Das Assad-Regime kontrollierte bis zu seinem Sturz mit Hilfe seiner Verbündeten Russland und Iran etwa zwei Drittel des Landes.