Israels Armee hat den Angriff auf eine von ihr ausgewiesene „humanitäre Zone“ im Süden des Gazastreifens bestätigt. Krankenhausangaben zufolge wurden bei dem israelischen Angriff in Al-Mawasi bei Chan Junis am Mittwoch mindestens 23 Menschen getötet, darunter auch Minderjährige. Israels Armee habe dort Zelte von Vertriebenen getroffen, teilten Mitarbeiter der nahegelegenen Nasser-Klinik mit.
Bei dem Angriff seien mehrere Hamas-Mitglieder getötet worden, hieß es in einer Erklärung des israelischen Militärs. Unter den Getöteten sei ein hochrangiger Kommandeur der Hamas, Osama Ghanim, gewesen. Über die zivilen Todesopfer machte Israels Militär keine Angaben.
Menschenrechtsorganisation: Israel verbrennt Vertriebene bei lebendigem Leib
Die Menschenrechtsorganisation „Euro-Mediterranean Human Rights Monitor“ (Euro-Med Monitor) wirft dem israelischen Militär vor, palästinensische Zivilisten in ihren Zelten in Al-Mawasi bei lebendigem Leib verbrannt zu haben. Die israelische Armee habe bei ihrem Angriff am Mittwoch „gezielt Zivilisten ins Visier genommen“, hieß es in einer Erklärung.
Das Team von Euro-Med Monitor habe erschütternde Berichte und Beweise von verbrannten und verstümmelten Überreste von Kindern gesammelt, hieß es weiter. Die Menschenrechtsorganisation wirft Israel einen „systematischen Völkermord“ an den Palästinensern im Gazastreifen vor. Die Menschen würden überall getötet, auch in von der israelischen Armee ausgewiesenen „humanitären Zonen“.

Die angeblich „humanitäre Zone“ Al-Mawasi wurde mehrmals angegriffen. Bereits im Juli hatte es zwei israelische Luftangriffe gegeben, bei denen Dutzende Menschen getötet und verletzt wurden. Das Gebiet Al-Mawasi ist ein 12 Kilometer langer Küstenstreifen, der Deir al-Balah im Norden und Rafah im Süden verbindet.
Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Organisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bislang Zehntausende Zivilisten von Israels Armee getötet.
Humanitäre Hilfslieferungen werden seither von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Doch auch dort sind sie israelischen Angriffen ausgesetzt. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise, die Hungertote fordert.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 44.600 Menschen getötet und mehr als 105.700 weitere verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.