Brasilien hat Israels Regierung nach der Tötung Dutzender Palästinenser bei der Ankunft von Hilfsgütern im Gazastreifen scharf kritisiert. „Die Netanjahu-Regierung hat durch ihre Handlungen und Erklärungen wieder einmal gezeigt, dass die Militäraktion in Gaza keine ethischen oder rechtlichen Grenzen kennt“, teilte Brasiliens Außenministerium am Freitag mit und bezeichnete die Angriffe als Massaker. Es sei die Aufgabe der internationalen Gemeinschaft, dem ein Ende zu setzen, um weitere Gräueltaten zu verhindern. Mit jedem Tag des Zögerns würden mehr unschuldige Menschen sterben, so das Außenministerium. „Die Menschheit lässt die Zivilisten in Gaza im Stich.“
Bei der Ankunft eines Hilfskonvois hatten am Donnerstag viele verzweifelte Menschen versucht, sich mit Hilfsgütern zu versorgen, als plötzlich israelische Soldaten sie angriffen, wie Aufnahmen im Netzen zeigen. Der palästinensischen Gesundheitsbehörde im Gazastreifen zufolge wurden dabei mehr als 100 Menschen getötet und weitere Hunderte verletzt. Zahlreiche Länder, darunter die USA und Deutschland, forderten daraufhin Aufklärung durch Israel. Das Massaker ereignete sich an dem Tag, an dem die Marke von 30.000 Toten seit Beginn der israelischen Angriffe überschritten wurde.
Diplomatische Krise zwischen Brasilien und Israel
Brasilien befindet sich in einer diplomatischen Krise mit Israel, nachdem Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva der israelischen Armee im Gazastreifen zum wiederholten Male Völkermord vorgeworfen und die israelischen Angriffe mit dem Holocaust verglichen hatte. Daraufhin erklärte ihn Israels Außenminister Israel Katz zur unerwünschten Person und zitierte den brasilianischen Botschafter in die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Die Regierung in Brasilien bestellte ihrerseits den israelischen Botschafter ein und rief ihren Vertreter in Israel zu Konsultationen zurück.
Neben Brasilien verurteilten auch andere Länder Lateinamerikas wie Mexiko, Kolumbien oder Venezuela die jüngste Attacke Israels auf wehrlose Palästinenser und kritisierten Israel. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro etwa ordnete daraufhin die Aussetzung aller Waffenkäufe aus Israel an.
Israels Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem 7. Oktober die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Nun droht aber auch dort an der Grenze zu Ägypten ein Großangriff Israels. Zudem sorgt die Nahrungsmittelknappheit für katastrophale Zustände.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 30.000 Menschen getötet und Zehntausende verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Getöteten handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.