10.05.2022, Türkei, Istanbul: Uiguren fordern in einer gemeinsamen Pressekonferenz von der UN eine ausführliche Untersuchung zur Menschenrechtslage in China. (Twitter / Gulden_Sonmez)
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Uiguren in der Türkei haben die UN-Menschenrechtsbeauftragte Michelle Bachelet am Dienstag erneut aufgefordert, bei ihrem bevorstehenden China-Besuch in der Uiguren-Provinz Xinjiang den wiederholten Vorwürfen über schwere Rechtsverletzungen, Folter, Völkermord und Umerziehungslager nachzugehen.

Inszeniert das KP-Regime Potemkinsche Dörfer? „Ich fordere die UN-Chefin für Menschenrechte auf, sich frei in den Konzentrationslagern zu bewegen und frei mit den Menschen zu sprechen, ohne Überwachungskameras oder ohne die Anwesenheit der chinesischen Polizei, um der Welt die Menschenrechtssituation dort offenbaren zu können“, forderte Mirza Ahmet İlyasoğlu, ein in der Türkei lebender Uigure, am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Istanbul. Ansonsten käme einmal mehr nur Pekings Sicht zur Sprache. Die „einseitigen chinesischen Thesen“, mit denen in diesem Fall zu rechnen wäre, würden die Grundlage für einen völlig falschen Bericht legen, mahnte İlyasoğlu. Im März kündigte Bachelet an, dass sie China und dabei auch das uigurische Autonomiegebiet Xinjiang besuchen werde. Seither drängen Menschenrechtsaktivisten ihr Büro darauf, den bereits lange aufgeschobenen Bericht über die dortige Menschenrechtslage zu veröffentlichen. Allerdings gibt es Befürchtungen, dass ihr Besuch unter der Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas geschehen wird, sodass mögliche Menschenrechtsverletzungen der UN verborgen bleiben könnten. „Glauben Sie nicht der chinesischen Regierung“ Medine Nazimi, eine uigurische Frau, deren Geschwister in einem der Lager in Xinjiang festgehalten werde, forderte während der Konferenz „wahrheitsgemäße Antworten“ über den Verbleib ihrer Verwandten. „Wir wollen, dass die Vereinten Nationen in unser Heimatland gehen und alles überprüfen. Glauben Sie nicht der chinesischen Regierung, Sie müssen uns glauben“, so die Exil-Uigurin.

10.05.2022, Türkei, Istanbul: Uiguren zeigen während einer Pressekonferenz in Istanbul Bilder ihrer Verwandten und fragen nach deren Verbleib. (AFP)

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP erklärte die 50-jährige Fatma Aziz, die chinesische Regierung zwinge ihre Verwandten, vor dem Besuch der Vereinten Nationen zu Hause zu bleiben. Dabei diene die Corona-Pandemie als Vorwand. „Meine Tante sitzt mit ihren beiden Kindern in Kaxgar fest. Die Chinesen haben ihren Mann ins Gefängnis geworfen, nur weil er den Koran rezitiert hat“, beklagte Aziz. Sie sei 2015 zusammen mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in die Türkei geflohen. Von den Vereinten Nationen erwarte sie nun, dass sie die Freilassung ihrer Verwandten bewirkten. Die türkische Anwältin Gülden Sönmez hofft, dass die UN-Chefin für Menschenrechte ungehindert durch die Straßen von Xinjiang gehen wird können. Sei dies gewährleistet, werde Bachelet die Wahrheit sehen: „Das Land Ostturkestan ist fast vollständig in ein Konzentrationslager verwandelt worden. Wir sprechen hier von Millionen von Menschen", erhob die Anwältin schwere Vorwürfe gegen die chinesische Regierung.

Türkei bevorzugtes Migrationsziel für viele Uiguren Die uigurische Gemeinschaft in der Türkei protestierte in den vergangenen Jahren des Öfteren vor dem chinesischen Konsulat in Istanbul. Dabei hielten Teilnehmer Bilder ihrer Verwandten und Familienmitglieder hoch, zu denen sie eigenen Angaben zufolge seit Monaten oder sogar Jahren keinen Kontakt mehr haben. Im Januar hatte bereits eine Gruppe von Uiguren bei einem türkischen Staatsanwalt Strafanzeige gegen die chinesischen Behörden eingereicht. Sie beschuldigten die chinesischen Behörden unter anderem der Vergewaltigung, Folter und Zwangsarbeit. Menschenrechtsorganisationen haben China in der Vergangenheit ähnliche und weitere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Die USA und andere Länder sprechen inzwischen von einem Genozid. Uiguren sprechen eine Turksprache und sind ethnisch und kulturell mit den Türken der Türkei verwandt. Das macht die Türkische Republik zu einem bevorzugten Fluchtziel für viele Turkvölker im Osten Chinas.

TRT Deutsch