Vor rund 540 Jahren verstarb Sultan Mehmed II. Er gilt als der vielleicht einflussreichste türkische Sultan. Er eroberte Konstantinopel und versetzte dem Oströmischen Reich den Todesstoß. Damit löste er bei seinen Rivalen in Europa und Asien Angst und Bewunderung aus. Mehmed II., der gerade 21 Jahre alt war, als er das heutige Istanbul eroberte und sich den Beinamen „Fatih“ (Eroberer) verdiente, brachte das Osmanische Reich auf den Weg einer großen Transformation hin zu einem Weltreich.
Sultan Mehmed der Eroberer wurde am 30. März 1432 in Edirne geboren, der damaligen Hauptstadt des Osmanischen Reiches. Er war der Sohn von Sultan Murad II. Mehmed blieb bis zu seinem zweiten Lebensjahr in Edirne. Im Jahr 1434 wurde er nach Amasya geschickt, wo seine älteren Brüder Ahmed und Alaeddin Ali Gouverneur eines Sandschaks (Provinzialverwaltung) waren. Nach dem Tod seiner Brüder wurde Mehmed II. mit elf Jahren plötzlich Thronfolger und musste nun als Nachfolger geschult und erzogen werden.
Für Mehmeds Ausbildung beauftragte sein Vater verschiedene Personen. Seine Erziehung war geprägt von Lehrern aus dem Morgenland und Abendland. So wurde er nicht nur für seine militärischen Fertigkeiten geschätzt, sondern auch für seine Beiträge in Philosophie, Kunst und Wissenschaft.
Facettenreiche Persönlichkeit
Es wird angenommen, dass Mehmed II. Persisch, Arabisch, Altgriechisch und Italienisch gesprochen hat – was von vielen als Zeichen für seinen Wunsch gewertet wird, ein Reich zu gründen, das den Westen und den Osten gleichermaßen umspannt. Historischen Quellen zufolge enthielt seine Bibliothek Bücher zu Themen wie Geometrie, Religion, Technik, Astronomie, Arithmetik, Archäologie, Geographie und Philosophie.
Mehmed soll vom Lesen besessen gewesen sein. Er las philosophische Werke, die ins Persische und Arabische übersetzt wurden. In wissenschaftlichen Angelegenheiten schützte er Gelehrte, egal welcher Religion oder Konfession sie angehörten, und ließ ihre Werke veröffentlichen.
Der als Dichter und Mäzen bekannte Eroberer versuchte verschiedene Künstler der Renaissance nach Istanbul zu locken. So lud er den berühmten Maler Bellini zu seinem Hof ein und beauftragte ihn, ein Porträt von ihm zu malen.
Der osmanische Herrscher war auch an der Antike interessiert. Neben dem persischen Heldenepos Schahname könnte der türkische Herrscher sich bei seinem Streben nach der Gründung eines Imperiums auch von Alexander dem Großen inspiriert haben. Er las über das Leben und die legendären Feldzüge des Makedonen gegen die Hellenen und Perser. Homers Ilias gehörte ebenso zu seiner Sammlung. Die antike Weltkarte des Ptolemäus soll eines der Schmuckstücke in seiner Sammlung gewesen sein.
Die Belagerung von Konstantinopel und das Ende des Oströmischen Reiches
Als junger Herrscher wollte sich Mehmed II. vor hochrangigen osmanischen Persönlichkeiten und der Öffentlichkeit beweisen und gleichzeitig Geschichte schreiben. So war es fast schon unumgänglich, dass er seinen Blick auf das „Zweite Rom“, die oströmische Hauptstadt Konstantinopel, richtete.
Obwohl die Stadt schon viele Male belagert worden war, hatte es noch niemand geschafft, die Stadt einzunehmen. Mehmed II. wusste genau, dass es unorthodoxer Taktiken bedurfte, um das Unmögliche zu schaffen. Der Sultan stellte ein großes Heer zusammen. Schätzungen gehen von einer Heergröße von 100.000 bis 200.000 Mann aus. Voller Zuversicht erschien die türkische Armee vor den massiven Mauern der römischen Stadt. Mehmed II. umzingelte die Stadt sowohl zu Wasser als auch zu Lande, gefolgt von einem unerwarteten Schachzug: Er ließ die Kriegsschiffe auf dem Landweg um das Galata-Viertel auf der europäischen Seite der Stadt transportieren. Damit verlagerte er die Verteidiger und umging zudem die Absperrung in der Bosporus-Bucht.
Die Militärkampagne dauerte mehr als 50 Tage an, angeführt von massivem Kanonenfeuer. Am 29. Mai fiel die Stadt schließlich und verschaffte Mehmed II. den wohlverdienten Ruhm – und den Titel „Eroberer“. Die Eroberung Konstantinopels besiegelte das Ende des Oströmischen Reiches und markierte den Übergang in ein neues Zeitalter.
Der neue türkische Kaiser expandiert seine Macht und schielt nach Rom
Mehmed der Eroberer war gerade einmal 21 Jahre alt, als er sich das Oströmische Reich einverleibte und den osmanischen Staat zu einem Imperium ausbaute, das in den kommenden Jahrhunderten über mehrere Regionen auf drei Kontinenten herrschen sollte.
Die Eroberung Konstantinopels ist der bekannteste Sieg Mehmeds II., aber in den folgenden Jahren sicherte er sich auch die Kontrolle über Serbien, Morea, das Kaiserreich Trapezunt sowie Bosnien, Albanien und eine Reihe anatolischer Territorien von türkischen Rivalen.
Mehmed II. war bis 1481 an der Macht und nahm persönlich an 25 Militärexpeditionen teil. Er machte Istanbul zur Hauptstadt seines Staates, dessen Grenzen sich von der Donau bis nach Kızılırmak erstreckten. Dem Kaiser gelang es, große Gebiete zu erobern und sein Herrschaftsgebiet auf über 2,2 Millionen Quadratkilometer zu erweitern. Mehmeds II. plante wohl auch, Rom zu erobern. Dazu kam es aber nicht. Der Eroberer starb am 3. Mai 1481. Die Erinnerung an ihn ist aber nach wie vor lebendig.