Mit gefälschter Webseite versuchen Betrüger Corona-Soforthilfen abzugreifen (dpa)
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Betrüger haben offenbar die komplette Webseite des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums gefälscht, um Corona-Soforthilfen auf eigene Bankkonten umzuleiten. Am vergangenen Mittwoch wurde nach Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ die Fake-Seite „wirtschaft-nrw.info“ angemeldet, auf der auch ein Antragsformular für Corona-Soforthilfen zu finden ist. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) verteidigte trotz der Betrügereien die Corona-Soforthilfen: „Es ist wichtig, dass das Geld schnell auf dem Konto ist, bevor Menschen entlassen oder Unternehmen insolvent gehen.“ Vertreter des NRW-Innenministeriums und des Wirtschaftsministeriums bestätigen die Fälschung der Webseite. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen geht davon aus, dass damit die Daten von Antragstellern abgegriffen werden sollen, um sie anschließend mit veränderten Kontoverbindungen auf der echten Antragsseite des Landes Nordrhein-Westfalen einzugeben. Die echte Seite war aufgrund früherer Betrugsversuche am Donnerstag vorläufig abgeschaltet worden, sollte aber bald wieder an den Start gehen.

Fake-Seite liegt auf einem Server in den USA

Die gefälschte Seite ist den Recherchen zufolge eine exakte und vollständige Kopie der echten Website. Der einzig sichtbare Unterschied ist, dass bei der Fälschung ein Antragsformular vorhanden und auszufüllen ist. Die Fake-Seite liegt auf einem Server in den USA, der Anmelder verbirgt sich hinter einem Anonymisierungsdienst in Panama. Ermittler im Cybercrime Competence Center der nordrhein-westfälischen Polizei versuchen nach einer Anfrage von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ seit Sonntagmittag, die falsche Seite offline nehmen zu lassen. Offenbar wollten Kriminelle für ihren Betrug die Osterfeiertage ausnutzen.

Nordrhein-Westfalen hatte am Donnerstag wegen Betrugsverdachts vorübergehend die Soforthilfe-Auszahlungen für Selbstständige und Unternehmen in der Corona-Krise gestoppt. Über gefälschte Webseiten sollen Daten für betrügerische Anträge abgegriffen worden sein. Bundeswirtschaftsminister Altmaier sagte mit Blick auf die schnelle Auszahlung von Corona-Soforthilfen: „Eine sehr ausführliche Prüfung könnte da zu einem monatelangen Warteprozess führen.“ Bundesweit seien inzwischen rund 1,7 Millionen Anträge von Kleinunternehmern und Solo-Selbstständigen, Freiberuflern und Handwerkern eingegangen.

Der Betrug dürfte in NRW kein Einzelfall bleiben

Nach Einschätzung des Bundeskriminalamts dürfte der Betrug in NRW kein Einzelfall bleiben. Insbesondere wegen der Vielzahl an Anträgen dürften die genehmigenden Stellen demnach Schwierigkeiten haben, die Anträge so zu prüfen, dass betrügerische Anhaltspunkte erkannt werden. Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz sagte, eine bundesweite Ausweitung der Betrugsfälle sei zu befürchten. Die für den Datendiebstahl nötigen „Phishing-Seiten“ seien sehr leicht zu kopieren und auf die jeweiligen Anforderungen der einzelnen Bundesländer zuzuschneiden. Das Bundeskriminalamt müsse nun die Landeskriminalämter bei der Aufklärung und Verfolgung solcher Betrugsversuche unterstützen. Die Zahlungen dürften aber nicht für längere Zeit ausgesetzt werden. Einen Stopp lehnte auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Christian Jung ab. „Die Hilfsgelder werden dringend benötigt und müssen weiterhin ausgezahlt werden“, sagte er. Es zeige sich aber, dass „staatliche Digitalangebote unzureichend“ seien. So sei es theoretisch technisch möglich, „durch entsprechende Programmierung der staatlichen Systeme ungewöhnliche Kontonummern zu entdecken und die entsprechenden Anträge genauer zu prüfen“.

AFP