Der scheidende Regierungssprecher Steffen Seibert hat die Institution der Bundespressekonferenz als „ein gutes Stück Demokratie“ gewürdigt. In kaum einer anderen Hauptstadt würden die Journalisten die Sprecher der Regierung zur Pressekonferenz einladen, diese über alle Themen befragen, und das, so lange sie wollten, sagte Seibert am Montag in Berlin, als er absehbar zum letzten Mal in der Bundespressekonferenz (BPK) Rede und Antwort stand. „Und deswegen verstehe ich nicht, warum so viele Mitglieder der Bundespressekonferenz diesem Format so dauerhaft fern bleiben“, sagte Seibert. Oft seien mehr Sprecher als Journalisten im Saal.
„Ich bin hier wirklich immer sehr gerne hergekommen“
Der 61-Jährige verabschiedete sich von den Hauptstadt-Journalisten. Er war elf Jahre lang Sprecher der Bundesregierung - länger als jeder seiner Vorgänger. An diesem Mittwoch wird voraussichtlich Olaf Scholz (SPD) zum neuen Bundeskanzler gewählt und dann auch einen neuen Sprecher mitbringen. „Ich bin hier wirklich immer sehr gerne hergekommen“, sagte Seibert in Berlin. „Ich weiß, dass ich nicht immer so ausgesehen habe auf den Fernsehbildern.“ Das habe ihm auch seine Familie regelmäßig gesagt. „Das Dumme bei mir ist, dass, wenn ich sehr konzentriert bin, ich auch sehr grimmig gucke.“
„Wir haben es Ihnen nicht immer leicht gemacht hier. Wollten wir auch gar nicht“, sagte der BPK-Vorsitzende Mathis Feldhoff. „Nicht immer waren Ihre Antworten auf unsere Fragen wirklich erschöpfend, nicht immer waren wir mit Ihren Antworten zufrieden“. Aber das gehöre zu den unterschiedlichen Rollen, die Regierungssprecher und Journalisten hätten. „Und zugegeben, nicht immer waren alle Fragen von tiefer journalistischer Tragweite.“ Seibert habe die Rolle der Journalistinnen und Journalisten und die Unabhängigkeit der Berichterstattung jedoch immer geschätzt und verteidigt. Dafür gebühre ihm Dank.
Der Vorstand schenkte dem Hobbykoch Seibert zum Abschied einen Messerschärfer. „Er soll Sie an uns erinnern, an scharfe Fragen, und dass wir uns hin und wieder ein paar schnittigere Antworten gewünscht hätten“, sagte Feldhoff.