Bei dem mutmaßlichen Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, Stephan E., gibt es Hinweise auf weitere, frühere Anschlagspläne. Laut einem Bericht des „Spiegel“ soll E. vor rund zehn Jahren die Kasseler Synagoge ausgespäht haben. Er habe festgehalten, wann besonders viele Menschen dort zugegen waren, und vermerkt, dass an einem bestimmten Tag Jugendliche aus der Synagoge kamen, hieß es unter Berufung auf Ermittlungsergebnisse.
Entsprechende Notizen fanden sich demnach auf einem USB-Stick, der im Keller von E. gefunden worden sei. Auf dem Datenträger habe E. zudem Informationen über örtliche Politiker von SPD, Grünen und PDS gespeichert, darunter neben den Namen auch Kfz-Kennzeichen, Telefonnummern sowie Adressen. Zu etwa 60 Menschen oder Institutionen seien Aufzeichnungen entdeckt worden, vorwiegend aus den Jahren 2001 bis 2007.
Die hessische Polizei habe alle Betroffenen inzwischen vorsorglich informiert und die Kontrollen an der Kasseler Synagoge erhöht, hieß es in dem Magazin weiter. „Auch wenn die Liste schon alt ist, können wir nicht wissen, ob sie bei anderen Extremisten noch kursiert“, zitierte der „Spiegel“ die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Kassels, Ilana Katz. Bei E. wurden demnach auch Anleitungen zum Bau von Bomben sowie Texte, die sich mit dem Untergrundkampf beschäftigen, sichergestellt.
Der CDU-Politiker Lübcke war Anfang Juni auf der Terrasse seines Wohnhauses erschossen worden. Der Rechtsextremist E. hatte die Tat zunächst gestanden, sein Geständnis später aber widerrufen und stattdessen einen mutmaßlichen Komplizen belastet. Mit der Anklageerhebung wird in Kürze gerechnet.
AFP
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