(Symbolbild) (TRT Deutsch)
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Der „Welt“-Journalist Deniz Yücel hat in einem Beitrag den türkischen Innenminister Süleyman Soylu als „Erdoğans Kettenhund“ bezeichnet - und erntet dafür Kritik. Am Montagabend gab es zahlreiche Reaktionen in den sozialen Medien. Die Bezeichnung „Kettenhund“ wurde in der deutschen Presse auch schon gegen andere türkische Minister verwendet.

Die Begriffswahl sei „mehr als unglücklich“, meint der „WDR“-Journalist Tuncay Özdamar, der sonst mit einer oppositionellen Haltung gegenüber der türkischen Regierung bekannt ist. Yücel wisse selbst, dass das Wort „Hund“ in der Türkei als Schimpfwort gelte.

Ein anderer Twitter-User schreibt: „Wie weit darf ein Journalist noch gehen? Was für ein Niveau ist das denn Bitteschön? (...) bin kein Fan von Erdoğan oder Soylu und fühle mich angegriffen!“

So ähnlich sieht es auch die Psychiaterin und Menschenrechtsaktivistin Beate Schicker. Wer sich mit „menschenverachtender Sprache (…) in solche Abgründe begibt“, habe die Bezeichnung Journalist nicht verdient.

Yücel wolle seine eigenen Probleme und seine Wut gegenüber der türkischen Regierung kanalisieren, meint ein anderer Twitter-User.

Eine weitere Userin spricht von einem „Rachezug“. Sie werde die „Welt“ aus Protest „überall entfolgen“. An anderer Stelle fragt jemand auf Twitter: „Bist du dann der Verlags-Kettenhund?“

Mehrere türkische Vereine und NGOs kündigten bereits an, eine Beschwerde beim Presserat einzulegen.

Im Februar 2017 hatte ein Gericht in der Türkei eine Untersuchungshaft gegen Yücel angeordnet. Der Vorwurf: „Propaganda für eine terroristische Vereinigung und Aufwiegelung der Bevölkerung“, weil er unter anderem dem PKK-Kommandanten Cemil Bayık mit seinem Interview ein Sprachrohr gegeben haben soll. Im Februar 2018 wurde er aus der Haft entlassen und befindet sich seitdem in Deutschland.

In Vergangenheit hatte bereits ein anderes Medium des Axel-Springer-Verlags türkische Minister in entsprechenden Beiträgen als „Kettenhund“ betitelt. Die „Bild“-Zeitung schrieb 2017 über den damaligen Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci, er sei „Erdoğans treuerster Kettenhund“. 2018 brachte das Blatt die Schlagzeile „Erdoğans Kettenhund geht auf Macron los“. Gemeint war Mevlüt Cavuşoğlu, der damals auf die Kritik des französischen Präsidenten bezüglich der türkischen Anti-Terror-Operation im Norden Syriens reagierte.

In einem anderen Fall druckten die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und die Süddeutsche Zeitung eine umstrittene Karikatur mit Präsident Recep Tayyip Erdoğan ab. Darin wird er als angeketteter Hund in einer Hütte dargestellt. Die gleiche Karikatur fand sich 2014 in einem Schulbuch in Baden-Württemberg wieder. Die CDU-Bundestagsabgeordneten Cemile Giousouf und Oliver Wittke bezeichneten das damals als „völlig inakzeptabel".

TRT Deutsch