Die Südkaukasusrepublik Aserbaidschan hat wegen des Konflikts um Berg-Karabacheine Teilmobilmachung angeordnet. Damit würden nun Wehrpflichtige zum Kriegsdienst eingezogen, hieß es in einem am Montag vom Präsidialamt in Baku veröffentlichten Schreiben. Am Sonntag hatte das aserbaidschanische Staatsoberhaupt Ilham Alijew nach Armenien ebenfalls das Kriegsrecht ausgerufen.
Die beiden Ex-Sowjetrepubliken kämpfen um die von Armenien völkerrechtswidrig besetzte Konfliktregion Berg-Karabach. Aserbaidschan hatte wegen der jüngsten Eskalation den Flugverkehr am Montag weitgehend eingestellt.
Gemäß der Entscheidung am zweiten Tag der Kämpfe würden die Behörden nun Maßnahmen zur Rekrutierung von Bürgern für den Militärdienst in Gang setzen sowie entsprechende Militärtransporte organisieren, so das Verteidigungsministerium.
Das Ministerium hatte zuvor bereits mitgeteilt, dass bei einem armenischen Beschuss der Stadt Terter unweit der Frontlinie ein Mensch getötet worden sei. Es warnte Armenien vor einer Fortsetzung der Angriffe. Anderenfalls würden „angemessene Vergeltungsschläge“ erfolgen.
Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar kritisierte am Montag bei einem Interview mit der Nachrichtenagentur Anadolu die armenische Aggression: „Armenien muss seine Angriffe sofort einstellen und die Söldner und Terroristen zurückschicken, die aus dem Ausland gebracht worden sind.“Dabei bezog sich der Minister auf Berichte, wonach in den Reihen armenischer Truppen auch ausländische Kämpfer zu finden sind.
Vagif Dargahli, ein aserbaidschanischer Militärsprecher, bestätigte am Montagvormittag, dass sich unter den getöteten Angreifern auch Söldner armenischer Herkunft befänden – „aus Syrien und verschiedenen Ländern des Nahen Ostens“.
Akar sagte ferner, die Türkei stehe Aserbaidschan bei der Verteidigung des Heimatlandes zur Seite. Armenien müsse sich aus den besetzten aserbaidschanischen Gebieten zurückziehen, um Frieden und Stabilität in der Region zu ermöglichen. EU fordert „Ende der Feindseligkeiten“
Zahlreiche Staaten, darunter die Türkei, Frankreich und Russland, drängen auf einen sofortigen Stopp der Kämpfe in der besetzten Region.
Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell bezeichnete die jüngste Entwicklung am Montag in Brüssel als „sehr beunruhigend“. „Deshalb appelliert die EU an beide Seiten, die Gewalt zu unterlassen.“ Für den Streit könne es keine militärische Lösung geben. Man brauche neue Verhandlungen. „Ein Ende der Feindseligkeiten ist dringend nötig.“
Die von Armenien kontrollierte Region Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion besetzte Armenien das Gebiet und verlagerte Truppen dorthin. Seit 1994 gilt eine brüchige Waffenruhe. Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht. Moskau hat dort tausende Soldaten und Waffen stationiert. Aserbaidschan hingegen betrachtet die Türkei als engen Verbündeten.