Die Bundesregierung stellt eine Soforthilfe in Höhe von 100 Millionen Euro für Geflüchtete aus Afghanistan bereit. „Mit dem Geld sollen internationale Hilfsorganisationen unterstützt werden, die die Menschen in den Nachbarländern unterstützen“, teilte das Auswärtige Amt am Donnerstag mit. Nach der Machtübernahme der radikalen Taliban-Milizen versuchen derzeit zehntausende Menschen aus Afghanistan zu fliehen. Westliche Staaten arbeiten seit dem Einmarsch der Terroristen in Kabul mit Hochdruck daran, ihre Staatsbürger sowie afghanische Ortskräfte und Aktivisten in Sicherheit zu bringen.
Bundeswehr richtete Luftbrücke zwischen Kabul und Taschkent ein
Die Bundeswehr hat inzwischen nach eigenen Angaben mehr als 1460 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Am späten Donnerstagabend startete ein weiteres Transportflugzeug vom Typ A400M in Kabul in Richtung der usbekischen Hauptstadt Taschkent. An Bord der Maschine waren mehr als 180 Menschen, wie die Bundeswehr im Onlinedienst Twitter mitteilte. Eine weitere A400M-Maschine landete am späten Abend in Kabul. Derweil traf ein drittes Flugzeug mit rund 200 aus Afghanistan ausgeflogenen Menschen in Frankreich ein. Beim Großteil der Passagiere handelte es sich um afghanische Staatsbürger, wie das Innenministerium in Paris am Donnerstagabend mitteilte. Die Taliban waren am Sonntag nach einem überraschend schnellen Eroberungsfeldzug in Kabul einmarschiert und damit knapp 20 Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt. Westliche Staaten wurden von der raschen Machtübernahme nach eigenen Angaben überrascht, am Flughafen von Kabul brach Chaos aus, weil tausende Afghanen versuchten, vor den Taliban zu flüchten. Die Bundeswehr richtete schließlich eine Luftbrücke zwischen Kabul und Taschkent ein, um deutsche Staatsbürger, afghanische Ortskräfte und ihre Familien sowie unter anderen Staatsangehörige von Drittstaaten in Sicherheit zu bringen.
Sicheres Geleit für alle afghanischen Ausreisewilligen gefordert
Am Kabuler Flughafen war die Situation am Donnerstag weiter unübersichtlich. Tausende Menschen versuchten, einen Platz auf einem Evakuierungsflug zu bekommen. Im Namen der G7-Staaten forderte der britische Außenminister Dominic Raab die Taliban auf, allen Menschen, die das Land verlassen wollten, sicheres Geleit zu gewähren. Insbesondere für afghanische Ausreisewillige ist es zur Zeit äußerst schwierig, zum Flughafen in Kabul zu gelangen, weil sie an Kontrollpunkten der Taliban aufgehalten werden.
Die Bundesregierung entsandte daher den Diplomaten Markus Potzel zu Verhandlungen mit Taliban-Vertretern in die katarische Hauptstadt Doha. Potzel führt dort nach Angaben des Auswärtigen Amts seit Mittwoch Gespräche, um darauf hinzuwirken, dass afghanischen Staatsbürgern eine sichere Ausreise ermöglicht wird.