Der Attentäter von Hanau hatte sich bereits längere Zeit vor seiner Bluttat im Februar des Vorjahres im Internet nach SS-Orden und Uniformen umgeschaut. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor. Eine Auswertung des von dem späteren Attentäter genutzten Computers habe ergeben, dass dieser zumindest ab April 2019 auf Internetseiten nach den Orden und Uniformen gesucht habe. „Eine konkrete Beschäftigung mit rassistischem Gedankengut wurde erst ab dem Jahr 2019 aufgrund der vom Tatverdächtigen erstellten Texte und Videos, die der ‚Tatbegründung‘ dienen sollten, dokumentiert“, hieß es in der Antwort der Bundesregierung.
Der 43-jährige Deutsche Tobias R. hatte am 19. Februar vergangenen Jahres in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Vor der Tat hatte er Pamphlete und Videos mit Verschwörungstheorien und rassistischen Ansichten im Internet veröffentlicht.
In der Antwort erklärte die Bundesregierung auch, nach derzeitigem Ermittlungsstand lägen „keine Erkenntnisse zu einer Einbindung des verstorbenen Tatverdächtigen in rechtsextreme oder rechtsterroristische Strukturen vor“. Die Ermittlungen hätten Erkenntnisse über den Konsum von verschwörungsideologischen Inhalten, „insbesondere über die Videoplattform YouTube“, ergeben. Zum konkreten Zeitpunkt und zur Art und Weise der Radikalisierung des Tatverdächtigen lägen keine Erkenntnisse vor.
Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz nannte die Antworten der Bundesregierung „angesichts der seit dem schrecklichen Anschlag vergangenen Zeit absolut unzureichend. Vor allem für die Opfer und Hinterbliebenen sind sie unzumutbar.“ Auch 14 Monate nach der Tat seien zentrale Fragen unbeantwortet. „Dies führt dazu, dass dringend notwendige politische Schlüsse und Konsequenzen nicht gezogen werden können“, so von Notz.
Strukturelle Defizite bei der Analyse rechtsterroristischer Bedrohungslagen müssten konsequent abgestellt werden. „Die Bundesregierung muss sich endlich angemessen mit Radikalisierungsprozessen im Vorfeld solch schrecklicher Taten wie dieser auseinandersetzen und verstehen, welch reale und akute Gefahr von vielschichtig und gut vernetzten Rechtsextremisten für unsere Demokratie ausgeht“, erklärte der Grünen-Politiker.
30 Apr. 2021
Attentäter von Hanau suchte im Netz nach SS-Orden und Uniformen
Der spätere Attentäter von Hanau hatte im Internet nach SS-Orden und Uniformen gesucht. Die Bundesregierung müsse sich endlich angemessen mit Radikalisierungsprozessen auseinandersetzen, appellierte der Grünen-Politiker Konstantin von Notz.
dpa
Ähnliche Nachrichten
Rechtsrock-Konzert in Neumünster von Polizei verhindert
Polizei verhindert Rechtsrock-Konzert in Neumünster: Nachdem rund 400 Teilnehmer aufgefordert wurden, das Gelände zu verlassen, griffen einige Rechtsradikale die Einsatzkräfte mit Stühlen und Bierdosen an. Bundespolizisten aus Hamburg rückten an.
14 Bundesländer passen Abschlussprüfungen nochmals an
Fast alle Bundesländern wollen laut einem Bericht die Abschlussprüfungen an den Schulen weiter erleichtern. Grund dafür ist der Unterrichtsausfall während der Pandemie. Hessen hat sich noch nicht entscheiden. Rheinland-Pfalz geht einen anderen Weg.
Selbe Kategorie
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.