Der Bürgermeister der westukrainischen Stadt Lwiw, Andrij Sadowyj, hat den internationalen Hilfsorganisationen mangelnde Vorbereitung auf einen russischen Angriffskrieg vorgeworfen. „Nicht eine internationale Organisation war vorbereitet, obwohl seit einem halben Jahr alle von einem möglichen russischen Angriff geredet haben“, sagte Sadowyj der „Süddeutschen Zeitung“. „Wahrscheinlich, weil die westlichen Analysedienste gesagt haben, dass der Krieg nur zwei Tage dauern und die Ukraine ohne Gegenwehr von den Russen besetzt werde.“ Bis heute gebe es keine „effektiven internationalen Notfallpläne“.
Lwiw ist Sammelpunkt für Flüchtlinge
Lwiw liegt nur rund 80 Kilometer von der Grenze zum Nato-Mitglied Polen entfernt. Die Stadt ist seit Kriegsbeginn am 24. Februar zu einem Sammelpunkt für Flüchtlinge, Diplomaten und Korrespondenten geworden. „In den ersten zehn Tagen haben wir alle Flüchtlinge aufgenommen, die hierbleiben wollten. Jetzt sind alle Hotels, Jugendherbergen und Wohnungen voll“, sagte Sadowyj der „SZ“. „Wir haben die Menschen in etwa 500 Schulen, Turnhallen, Theatern, Kulturzentren oder Gemeindezentren untergebracht. Bei 200 000 Personen waren unsere Kapazitäten erschöpft.“ In der Region Lwiw seien noch einmal so viele Menschen untergekommen.
Am dringendsten benötigt werde derzeit Geld für die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten, Containerhäusern, mobilen Duschen und Toiletten, sagte der Bürgermeister. „Wir können die Menschen nicht ewig in einem Turnsaal oder auf einer Theaterbühne unterbringen. Wir haben schon etliche Dutzend Hektar Land festgelegt, um dort solche Häuser hochzuziehen.“
Mehr zum Thema: Flüchtlinge aus der Ukraine: CSU-Generalsekretär erwartet deutliche Zunahme
19 März 2022
dpa
Ähnliche Nachrichten
Selbe Kategorie
Unterwasser-Telefonkabel zwischen Deutschland und Finnland durchtrennt
Nach der Unterbrechung eines Unterwasser-Telefonkabels zwischen Deutschland und Finnland soll laut beiden Regierungen eine Untersuchung im Gange sein. Mögliche Ursachen wurden nicht bekanntgegeben. Beide Staaten seien „zutiefst besorgt“.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.