In Bosnien-Herzegowina haben am Sonntag landesweite Wahlen begonnen. Rund 3,3 Millionen Menschen sind dazu aufgefordert, die dreiköpfige Staatsspitze, das Bundesparlament und die Parlamente in den beiden Landesteilen zu wählen. Die Wahllokale öffnen um 7.00 Uhr und schließen um 19.00 Uhr. Mit ersten Ergebnissen wird nicht vor Mitternacht gerechnet.
Das Balkanland leidet unter einem komplexen Verwaltungssystem und den Spaltungen im Land - besonders durch Ethno-Nationalismus. Volksgruppen unterstützen teilweise ihre jeweils nationalistischen Parteien. Die Mehrheit der Bevölkerung bilden die muslimische Bosniaken, ein Drittel orthodoxe Serben und rund 15 Prozent katholische Kroaten. In der Zahl der Wahlberichtigten sind auch viele Staatsbürger eingerechnet, die derzeit nicht im Land leben.
Werden Ethno-Nationalisten in Bosnien-Herzegowina zulegen?
Serbische Nationalisten streben unter der gegenwärtigen Führung eine Abspaltung von Bosnien an. Die serbischen Nationalisten genießen die Unterstützung Russlands, Serbiens und des EU-Landes Ungarn. Die kroatischen Nationalisten arbeiten gleichfalls an der Schwächung des bosnischen Gesamtstaats. Sie werden von Kroatien sowie einigen westlichen Staaten unterstützt. Die Wahlen entscheiden deshalb auch darüber, ob nicht-nationalistische Parteien zulegen können.
Bosnien war von 1992 bis 1995 Schauplatz eines von Serbien gestarteten blutigen Kriegs. Rund 100.000 Menschen wurden getötet, an die zwei Millionen vertrieben. Die politische Struktur von Bosnien und Herzegowina wird oft als eine der kompliziertesten der Welt bezeichnet.
Bei den Wahlen für die bosniakischen, serbischen und kroatischen Mitglieder des Präsidialrats treten insgesamt neun Kandidaten an. Dies ist die geringste Anzahl von Kandidaten seit 2002, als das vierjährige Mandat eingeführt wurde. In jenem Jahr bewarben sich insgesamt 35 Kandidaten, wobei die Zahl seither mit jeder Wahl rasch gesunken ist.
TRT Deutsch und Agenturen
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