Angesichts der hohen Zahl von Kirchenaustritten hat sich Kardinal Reinhard Marx tief betroffen geäußert. „Die Nachrichten dieser Woche bewegen mich zutiefst“, sagte der Erzbischof von München und Freising laut Mitteilung bei einem feierlichen Gottesdienst, bei dem er drei Priester weihte. Die Kirchenaustritte könne und dürfe er als Bischof nicht einfach wegschieben. „Ich frage mich: Was kann ich tun? Was ist meine Aufgabe? Was ist unsere Aufgabe, unser gemeinsames Wirken?“
Marx sagte, es mache ihm große Sorge, wenn Gottesdienste als kraftlos und langweilig empfunden würden. Er stellte klar: „Liturgie wird nicht gemacht, fabriziert – sie wird gefeiert.“
Es gebe keine einfachen Antworten, aber Aufgaben. Eine wichtige Aufgabe für alle Getauften und Gefirmten sei es, die Frage auch innerlich überzeugend zu beantworten: „Warum bin ich Christ? Und was bedeutet das?“ Die Kirche müsse zeigen, was das bedeute. Marx sagte, er gehe davon aus, dass sich die „Gestalt der Kirche“ verändern werde. Aber: „Der Kern wird bleiben: dass wir Gottsucher sind.“
Am Mittwoch hatte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) aus Sicht der katholischen Kirche dramatische Austrittszahlen veröffentlicht. Mehr als eine halbe Million Menschen sind 2022 in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten. Das sind so viele wie noch nie und deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021. Damals hatten 359.338 Katholikinnen und Katholiken ihrer Kirche den Rücken gekehrt.