Prof. Dr. Tobias Esch (Prof. Dr. Tobias Esch)
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Viele vertreten die Auffassung: Das Glück ist so individuell wie die Menschen – und kann somit für jeden etwas ganz anderes bedeuten. Auf der anderen Seite steht die These: Das Glück ist eine Frage der inneren Haltung und Ausrichtung. Was stimmt nun? Und lässt sich das Glück überhaupt definieren?

„Ich kenne drei Arten des Glücks“, sagt der Gesundheitsforscher und Neurowissenschaftler Prof. Dr. Tobias Esch von der Universität Witten/Herdecke. Doch neurowissenschaftlich erschließt sich das Phänomen eben nur teilweise. Esch geht das Thema deshalb auch durch phänomenologische Betrachtungen an: Dabei kommt er zu aufschlussreichen Erkenntnissen über die Zusammenhänge von Glück und Gemeinschaft, Einkommen, Gesundheit und Bewegung und vor allem der Verbundenheit – der „Königsdisziplin“ fürs Glück.

Im Interviewgespräch mit TRT Deutsch erklärt der Autor der Bücher „Der Selbstheilungscode“, „Mehr Nichts!“und „Die bessere Hälfte“, was uns nachhaltig resilient und glücksfähig macht.

Herr Prof. Dr. Esch, lässt sich Glück universal definieren?

Eine wichtige Erkenntnis vorab: Glück ist keine Einbildung oder Vorstellung, es hat eine neurowissenschaftlich-biologische Wurzel. Diese liegt im Belohnungssystem unseres Gehirns. Dahinter stehen Glücksbotenstoffe, sogenannte Neurotransmitter. So gesehen lässt sich das Glück neurobiologisch für alle Menschen einheitlich definieren – zumindest auf der Ebene unseres Gehirns, unserer „Hardware“ (lacht). Ich möchte behaupten, dass man drei Arten des Glücks neurowissenschaftlich voneinander abgrenzen kann.

Welche drei Arten des Glücks sind das?

Zum einen die jugendliche „Vor-Freude“, diese Lust des Haben-Wollens von Spaß und Befriedigung ist messbar. Wir nennen dies Typ-A-Glück. Typ-B-Glück ist, wenn ich etwas nicht haben will und schließlich dem, was mir Angst macht, das schwierig und stressig ist, entkomme. Dann tritt das Glück der Erleichterung ein. Bei der dritten Form des Glücks, dem Typ-C-Glück, will ich weder „zu etwas hin“ noch „von etwas weg“. Dann habe ich das Gefühl: Alles passt. Innerer Frieden und Freude stellen sich ein, ich bin „angekommen“. Die Begriffe „happiness“ und „Glückseligkeit“ bringen das gut zum Ausdruck.

Stellt sich der innere Frieden alias Typ-C-Glück nicht automatisch ein, wenn wir weder nach „mehr“ streben noch danach, Schmerz und Leid zu entkommen?

Interessanterweise kommt man hier auf unterschiedlichen Zugangswegen – ob über Neurowissenschaft, Philosophie, Lyrik oder Literatur – immer zum selben Ergebnis: Wir sehen, dass die Botenstoffe, die für die drei unterschiedlichen Formen des Glücks verantwortlich sind, auseinander heraus gebildet werden. Hier besteht ein biologischer Zusammenhang. Das eine ist Ergebnis des anderen.

Schon Aristoteles hat in seinem Konzept der Eudaimonie festgestellt, dass „der Lebenslohn“ gezahlt wird, indem wir Zufriedenheit erlangen. Hermann Hesse sagt in seinem Gedicht über das Glück: „Erst wenn die Seele ruht und keine Wünsche mehr da sind, weder der Wunsch zu entkommen noch der Wunsch, etwas zu haben, stellt sich innerer Friede ein.“

Das bedeutet also auch: Je mehr Vorfreude ich habe, in Kombination mit Phasen des Stresses, weil ich mich aufmache und anbiete, desto mehr Zufriedenheit entsteht am Ende. Was wir in der neurowissenschaftlichen Glücksforschung gemacht haben, ist, dass wir diese drei Glücks-Arten auf die individuelle Lebenszeit übertragen haben.

Gibt es denn Lebensphasen, in denen Menschen besonders glücklich sind?

Die drei messbaren Formen des Glücks schieben sich in der Lebenszeit unterschiedlich stark in den Vordergrund – aus gutem Grund. Das ist biologisch begründet und funktioniert bei allen Menschen gleich, solange nicht das Belohnungssystem im Gehirn selbst erkrankt, wie z.B. bei einer Depression.

Sogar die Motive der drei Phasen sind weitgehend universell, so die Forschung – geradezu schablonenartig. Natürlich ergeben die lebensgeschichtlichen, konkreten Situationen die individuelle Mixtur des Lebens, welche Orte, Menschen, Natur, Gespräche, welche Musik – das ist unsere Biografie. Der Apparat dahinter ist jedoch universell: Wir durchlaufen Jugend, mittlere Lebensphase und Alter.

Das war der Ausgangspunkt für unsere provokative Feststellung: Dann müssten die Zufriedensten eigentlich die Alten sein. Eingangs wurde das belächelt, denn das Alter wird gemeinhin als negativ wahrgenommen: Körperliche Fähigkeiten nehmen ab. Hinzu kommen möglicherweise Krankheiten, vielfach Schmerzen, knappe finanzielle Ressourcen und häufig Isolation. Auf Grund des Befundes der großen empirischen Datenmengen behaupte ich jedoch: Es könnte sein, dass die Älteren zufriedener sind.

Heute wird das unter dem Begriff „Die U-Kurve des Glücks“ kolportiert: In der Jugend erleben wir die Phase der Vorfreude und Ekstase und gehen dann in das lange Tal der Tränen über, das von Erleichterungen gekennzeichnet ist, wenn der Stress mal nachlässt. Am Ende stehen die zufriedenen Alten. Im Grunde genommen ist das ein Paradoxon: Dass die Älteren, die all das nicht mehr haben, plötzlich die Zufriedeneren sind.

Auf welchen Daten beruht diese Glücksforschung?

Im Rahmen meiner Gastprofessur in Harvard hatte ich Einblick in die Nurses Health Study, eine der größten weltweiten Studien mit mehreren 100.000 Befragten, die seit über 40 Jahren läuft. Diese Daten zeigen mit Blick auf die subjektive, nicht-körperliche Lebensqualität, dass die Zufriedenheit erstaunlicherweise in der zweiten Lebenshälfte ansteigt. Diese Erkenntnis wurde durch weitere Studien wie die UK Million Women Study oder etwa die Daten des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) aus Deutschland sowie 2021 durch unsere eigenen Studien bestätigt.*

Wie ist die Relation des Glücks zur Gesundheit und zum Einkommen?

Im Zusammenhang von Einkommen und Glück bzw. Zufriedenheit gibt es einen Sättigungspunkt, der für Deutschland nach Daten des SOEP bei einem monatlichen Brutto-Einkommen von rund 5.000 Euro liegt, d.h. etwa 60.000 Euro pro Jahr. Das kann man natürlich differenzierter betrachten – gerade in den Zeiten von Corona oder aktuell im Ukraine-Krieg: Mehr Einkommen gibt hier auch mehr Sicherheit.

Sind die Grundbedürfnisse gestillt, wird der Zugewinn an Glück jedoch mit steigendem Einkommen immer geringer. Einkommen ist jedoch nicht unwichtig fürs Glück. Erstaunlicherweise emanzipieren sich Menschen, die älter werden, jedoch immer stärker vom Einkommen, gerade die Hochbetagten.

Schlussendlich haben Menschen drei Grundbedürfnisse: Existenz, Wachstum und Verbundenheit. Daniel Kahneman, der dafür den Nobelpreis bekommen hat, und andere haben das untersucht. Unser Primärbedürfnis ist Existenz: Wir wollen leben und überleben und brauchen dafür ein Grundmaß an Gesundheit. Zweitens wollen wir wachsen und das Gefühl haben, voranzukommen. Drittens wollen wir mit der Welt, uns und unseren Mitmenschen verbunden sein.

Sie sprechen die Gesundheit an. Ist die nicht essentiell für unser Glück?

Gesundheit ja. Aber sie muss nicht strahlend sein. Wichtiger ist die Grundfähigkeit, teilzuhaben, die sollte gewährleistet sein. Darüber hinaus ist der Mensch – auch das weisen Daten nach –, wenn er älter wird, zunehmend besser in der Lage, sich von der Idee einer strahlenden Gesundheit zu emanzipieren. Sie ist nicht länger maßgeblich die Voraussetzung für Glück und Zufriedenheit. Ein Zusammenhang besteht natürlich grundsätzlich.

Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen Bewegung und Glück: Je mehr ich mich bewege, desto mehr steigt die Zufriedenheit. Und auch das Gewicht spielt eine Rolle: Menschen mit einem extremen Über- oder Untergewicht sind weniger glücklich. Rauchen schädigt und korreliert negativ mit dem Glück – ebenso wie Schlafmangel. Eine gute Portion Schlaf zahlt sich also aus.

Was macht Menschen über ihre Lebensspanne hinweg wirklich glücklich?

Die Königsdisziplin für das Glück ist die Verbundenheit, auf ganz unterschiedliche Art und Weise: Das meint zum einen, in eine soziale Gemeinschaft eingebettet zu sein, das „Beheimatet-Sein“. Das Zuhause-Sein-Gefühl ist für das Lebensglück mitverantwortlich. Die zweite Verbundenheit bezieht sich auf etwas, das größer ist als ich und meinem Leben einen übergeordneten Sinn verleiht. Wir können das Spiritualität oder Transzendenz nennen. Das schützt auch gegen Burnout und Stress.

Schließlich ist auch die Verbundenheit mit mir selbst wichtig. Stichwort Achtsamkeit: Wenn ich das Gefühl habe, im Moment, in meinem Leben und in mir zuhause zu sein. Auch das fördert das Glück. Dazu kommt die Verbundenheit mit anderen allgemein, d.h. die Fähigkeit, etwas zu geben. Das positive Erleben von Altruismus und Großzügigkeit kann Studien zufolge in den entsprechenden Gehirnarealen visualisiert werden. Man sieht förmlich, wie das Glück durch großzügiges Handeln ansteigt. Verbundenheit ist also in jedweder Form die Königsdisziplin des Glücks – ganz besonders ist hier übrigens die Beziehung zwischen Großeltern und Enkelkindern. Dort, wo es eine gute Bindung gibt, haben alle Generationen eine höhere Zufriedenheit.

Menschen streben doch auch nach Freiheit und Entfaltung. Wie ist das möglich in den Grenzen der Gesellschaft?

Es gibt über unsere Lebenszeit hinweg diese Bewegung von der Autonomie und dem Freiheitsstreben, uns vom Außen und der Kontrolle von außen abzugrenzen, hin zu dem Eingebettetsein und dem „nach Hause kommen“. Demgemäß gibt es eine Bewegung von der Freiheit im Außen („ich grenze mich nach außen ab und erlebe die Freiheit in der Auseinandersetzung mit dem Außen“) hin zu einer Freiheit im Inneren („ich fühle mich innerlich frei, weil ich mit mir selbst in Kohärenz bin“).

Der Begriff der Zufriedenheit deckt das ab. Wir nennen dies Generativität, die Verbundenheit zwischen Generationen und des Einzelnen mit der Gesellschaft. Eine aktive Abgrenzung ist dann nicht mehr notwendig. Das Freiheits- und Abgrenzungsbedürfnis des „Ichs“ löst sich auf und wird zu einem „Wir“. In der Forschung spreche ich vom Affiliationssystem, dem Verbundenheitssystem, Botenstoffe prägen diese Verbundenheit.

Wie erobern wir uns den „inneren Raum“ und damit diese Verbundenheit zurück?

Es gibt Phasen im Leben, in denen ich stark im Dialog mit dem Außen bin und daraus meine Autonomie festige. Aus dieser Haltung heraus fahren Menschen Schutzschilde hoch und bauen Mauern. Im späteren Lebensverlauf geht es darum, diese wieder herunterzufahren, sich wieder erreichbar zu machen und nicht mehr in der Abgrenzung zu sein. Das ist die Bewegung vom „Ich“ zum „Wir“.

Über die Gesamtlebenszeit braucht es im Grunde genommen beides: Das „Besinnen auf den Raum um mich herum“ und das „Besinnen auf mich selbst“. Wie Meister Eckhart im Mittelalter gesagt hat: „sich selbst finden und dann gleichzeitig ablassen.“ Das ist die Fähigkeit des Loslassens. Der deutsche Begriff Resonanzbeschreibt das sehr gut, es bedeutet soviel wie „zurückklingen“. Wenn wir selbst einen Klang haben, diesen vielleicht erst entdecken und entwickeln müssen und ihn dann in einen Gesamtklang einbetten können.

Hier komme ich wieder auf Aristoteles zurück mit seinem Gefühl der Eudaimonie, das Gefühl, dass die Dinge ganzheitlich und erfüllt sind. Es gelingt nur, wenn ich mich nicht mehr in der Abgrenzung und Selbstwerdung selbst überhöhe. In vielen Religionen spricht man von Transzendenz, d.h. ich werde durchscheinend, weil ich mich in Resonanz mit meiner Umwelt erlebe.

Das erfordert, gesamtgesellschaftlich gesehen, wohl emotionale Intelligenz?

Ja. Unsere Studien zeigen, dass die menschliche Reflexionsfähigkeit nicht so entscheidend ist. Sonst wäre das Glück ja ein Mittelschichts- oder Oberschichtsthema. Im Gegenteil, es scheint, dass hohe Bildung den Prozess des Loslassens sogar eher erschwert und sich sogar negativ auf die Glückskurven auswirken kann. Wir brauchen also emotionale Intelligenz, die Fähigkeit, uns auszudrücken. Die gute Nachricht ist: Diese nimmt im Lebensverlauf automatisch zu. Empathie-Studien zeigen, dass alternde Menschen immer stärker in Resonanz zu den Gefühlen anderer treten, insbesondere zu positiven Gefühlen. Sie lassen sich natürlicherweise immer weniger von negativen Emotionen mitreißen und werden immer empfänglicher für positive Emotionen, wie „Trüffelsucher“ für positive Emotionen.

Das widerspricht der weitläufigen Meinung übers Alter, Ältere seien emotional stumpf und abgeflacht. Die Forschung zeigt eindeutig, dass dies nur in Bezug auf negative Emotionen gilt. Deswegen wirken ältere Menschen unbeteiligter, wenn sie über Krieg und Folter hören, aber in Bezug auf positive Emotionen können sie sehr emotional reagieren. Der emotionale Reifungsprozess ist biologisch vorgesehen.

Welches Mindset braucht es also, um „glücksfähig“ zu sein?

Egal, welchen Zugang ich habe, ob über Achtsamkeit, Yoga, Meditation oder Musik, am Ende braucht es eine zentrale Fähigkeit: Kann ich es mit mir selbst aushalten? Und zwar so, wie ich bin – unabhängig davon, dass der Mensch wachsen und sich verändern will. Das zentrale Antidot gegen dieses „sich im Außen verlieren“ durch das Zuviel von sozialen Medien und Digitalisierung ist die Frage: Kann ich mit mir sein und es mit mir aushalten – so, wie es jetzt ist?

In meinem aktuellen Buch „Mehr Nichts!“ benutze ich dafür den Begriff der Leere bzw. Leerheit. Diese Idee stammt aus dem Buddhismus und findet sich auch in der christlichen Mystik und im Islam. Die Idee der Leerheit ist: wenn ich leer bin und sonst nichts habe. Viele setzen das negativ mit Langeweile oder eben „toter Leere“ gleich. Im spirituellen Sinne bedeutet diese Leere jedoch, dass ich Raum habe, geradezu unendlichen Raum. Eine Kurzformel lautet, wie ein Kōan: „Zwischen dem Noch-Nicht und dem Nicht-Mehr liegt der gegenwärtige Moment. Wer mit ihm sein kann, ist frei.“

Dieser gegenwärtige Moment – in der griechischen Philosophie „KAIROS“ – hat keine zeitliche Dimension. In ihm liegt Alles und Nichts zugleich. Einerseits ist der gegenwärtige Moment nichts, und gleichzeitig ist alles darin. Und wer das aushalten kann, dass Alles zugleich nichts ist und diese Leere zugleich Alles ist, der ist frei. Der wird weder streben und sich an die Zukunft noch an die Vergangenheit klammern. Was es braucht, ist somit die Fähigkeit, es mit sich jetzt aushalten zu können.

Können wir auch in solchen Krisen – Pandemie, Krieg – Glück leben und kultivieren?

In der Pandemie sah das lange so aus. Heute würde ich das korrigieren. Die Zufriedenheitswerte sind nach drei Jahren Corona in Kombination mit der Lage in der Ukraine und dem Klimawandel insgesamt gesunken. Die Last und Ladung der negativen Dinge hat Spuren in der Bevölkerung hinterlassen. Nichtsdestotrotz sind die Einbrüche im aktuellen Glücksatlas marginal.

Insgesamt ist die Resilienz der Menschen nach wie vor hoch. Die Pandemie hat uns im Negativen die Abhängigkeit voneinander und unsere Ohnmacht gezeigt. Ohnmacht ist für das Glück sehr ungünstig: Das Gefühl, rohem Stress ausgesetzt zu sein und nichts tun zu können, ist totales Gift. Lange konnten die Menschen das kompensieren. Jetzt fühlen sie sich teils ohnmächtig.

Der positive Begleiteffekt der Pandemie ist: Wir haben ein stärkeres Bewusstsein für die Verbundenheit bekommen. Obwohl wir uns mit Masken abgrenzen und Abstand halten sollten, ist das Bedürfnis nach und das Erkennen der Wichtigkeit von Verbundenheit gestiegen. Das sieht man an Büchern und Diskussionen. Der Wunsch, miteinander authentisch in Verbindung zu treten, hat zugenommen.

Stichwort Stress: Was macht Menschen nachhaltig resilient?

Wir arbeiten mit dem BERN-Prinzip: Behaviour, Exercise, Relaxation und Nutrition. Heute ändern viele ihr Bewegungsverhalten, das ist gut für Resilienz und Stresskompetenz. Auch achtsame, vegan-vegetarische Ernährung ist längst Mainstream. Die Bedeutung von Entspannung als Mega-Trend sehen wir eindeutig am exponentiellen Wachstum wirtschaftlicher Zahlen. Behaviour steht für Denkverhalten: Positive Psychologie, Rituale der Dankbarkeit, Verbundenheit, Spiritualität und Glaube, aber auch die soziale Vernetzung in wahren, authentischen Beziehungen und der Wunsch nach Zusammenrücken – all das hat in der Pandemie zugenommen.

Zum Schluss: Ist der heutige Möglichkeitskosmos aus Ihrer Sicht zuträglich für das menschliche Glück oder nicht?

Die kurze Antwort wäre: Eher nicht. Die lange: Wenn wir unsere drei Glücksphasen anschauen, ist der Möglichkeitskosmos für das Vorfreude-Glück super. Das Dopamin steigt, wenn ich so viele Möglichkeiten habe. Damit einher geht aber auch Stress, der sich hierdurch ergibt: Prokrastination und die Qual der Wahl, sich selbst zu finden. Das Erleichterungsglück gerät dann unter Druck. Und die Zufriedenheit, es mit sich selbst aushalten zu können, bei sich anzukommen, wird durch den Konsum all der Möglichkeiten stark bedroht, so dass der Möglichkeitskosmos unterm Strich wahrscheinlich eher hinderlich ist.

Wenn ich jedoch lerne, mit den Möglichkeiten des Typ-A-Glücks zu arbeiten und daran zu wachsen, muss der Möglichkeitskosmos kein Weg ins Verderben sein. Die Frage ist, ob wir lernen zu verstehen, dass dahinter eine Bewegung vom Ich zum Wir und vom Außen zum Inneren steht. Dann brauche ich das ganze Konsum-Gedöns nicht mehr.

Vielen Dank für das Gespräch.