von Ali Özkök
Professor Johannes Caspar ist seit 2009 Hamburgischer Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit.
Mit TRT Deutsch sprach er über die jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit den Privatsphären-Regelungen beim Messenger-Dienst WhatsApp. Die App hatte nach der Ankündigung neuer Nutzungsregeln mit Kritik und einer Abwanderung von Nutzern zu kämpfen. Ein neues Update hätte zur Folge gehabt, dass mehr Daten mit der Konzernmutter Facebook geteilt worden wären. Caspar schritt Mitte Mai mittels einer Anordnung ein, mit der Facebook die Verarbeitung von WhatsApp-Daten deutscher Nutzer untersagt wurde.
Was ändert sich für mich als WhatsApp-Nutzer eigentlich jetzt tatsächlich? Und was weiß mein WhatsApp-Account von meinem Facebook-Account und umgekehrt, was die beiden jetzt noch nicht voneinander wissen?
Durch unsere Anordnung haben wir zunächst dafür gesorgt, dass sich für deutsche Nutzer nichts ändern darf. Wir haben beantragt, dass dies über den Zeitraum von drei Monaten und auch für Nutzer in anderen EU-Ländern erweitert wird.
Welche Daten die beiden Unternehmen genau austauschen und welche Zwecke sie tatsächlich verfolgen, könnte nur durch eine entsprechende Prüfung der Behörde in Irland ermittelt werden. Der mögliche Rahmen ist durch die neuen Nutzungsbedingungen abgesteckt und lässt eine weitgehende Verschmelzungsabsicht erkennen.
Worin besteht eigentlich das Problem? Wer Facebook und andere soziale Medien benutzt, weiß, dass seine Daten seine Nutzungsgebühr sind.
Die Nutzung solcher Angebote ist in der Tat freiwillig. Allerdings bestehen häufig soziale oder berufliche Zwänge, die dies relativieren.
Von einer Nutzungsgebühr zu sprechen, ist irreführend. Auch wenn die Plattformen mit datengetriebener Werbung Geld verdienen, sind Erhebung und Verarbeitung personenbezogener Daten nicht nach den Regeln des Marktes, sondern des Datenschutzes zu beurteilen.
Was habe ich als WhatsApp-Nutzer maximal zu befürchten, wenn ich die neuen Nutzungsbedingungen nicht annehme?
WhatsApp hatte damit gedroht, die Nutzung des Dienstes einzuschränken und schließlich ganz zu unterbinden. Davon scheint das Unternehmen aktuell abgekommen zu sein.
Sind denn Alternativen zu WhatsApp sicherer?
Es gibt eine Reihe von Diensten, die mit besonderem Augenmerk auf den Datenschutz betrieben werden. Transparenz in Form von Quelloffenheit kann dazu beitragen, entsprechende Zusagen überprüfen zu können.
Was ist denn von den Ankündigungen von WhatsApp zu halten, künftig noch weitere Verbesserungen bezüglich des Schutzes der Privatsphäre zu veranlassen?
Wenn Verbesserungen bezüglich des Schutzes der Privatsphäre vorgenommen werden, ist dies aus unserer Sicht stets zu begrüßen. Dies ändert allerdings nichts daran, dass Defizite beim Datenschutz an anderer Stelle beseitigt werden müssen.
Vielen Dank für das Gespräch!