Türkei setzt auf den digitalen Strukturwandel – auch beim E-Government (AA)
Folgen

Die türkische Regierung hat ehrgeizige Ziele bei der Digitalisierung des Landes. In den vergangenen Jahren hat die Türkei erhebliche Fortschritte gemacht und sich weltweit von Platz 19 auf fünf vorgeschoben. E-Government ist mittlerweile Alltag.

In Sachen Digitalisierung hat die Türkei innerhalb von wenigen Jahren zahlreiche führende Industrieländer, unter anderem auch Deutschland überholt. Laut der aktuellen Studie des „Digital Riser Report“ des European Center for Digital Competitiveness hat sich die Türkei in einem weltweiten Ranking von Platz 19 auf fünf vorgeschoben. Damit ist die Türkei auch einer der großen unter den G20-Staaten, wie das „Handelsblatt“ berichtet.

Digitalisierung in der Türkei staatlich wie privat weit vorangeschritten

Die öffentliche Verwaltung in der Türkei habe die Digitalisierung längst in umfassender Weise umgesetzt, heißt es in den Erläuterungen. Mit der App „eDevlet“ – zu Deutsch „eStaat“ – können Bürger nahezu alle staatlichen Dienstleistungen ohne Terminsuche oder Warten beim Amt abrufen. Ob Meldenachweise oder die Steuererklärung: Alles ist mittlerweile digital möglich, auch ohne Barzahlungen für Dokumente.

Trotz Pandemie sei das Land in der digitalen Transformation ein ganzes Stück weiter als Deutschland. Dabei sei die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung kein Prestigeprojekt, sondern ein notwendiges Mittel zum Zweck einer Anpassung an internationale Qualitätsstandards.


Einer Studie des staatlichen Statistikinstituts Tüik zufolge nutzte 2019 ein Drittel der Befragten Apps, um Lebensmittel einzukaufen. Anders als in Deutschland nutze die Hälfte der Befragten das Smartphone, um Dienstleistungen wie elektronische Rezepte in Anspruch zu nehmen. Auch eine Vielzahl sonstiger Behördendienste wird über das Smartphone erledigt.

Dank der generellen digitalen Affinität der Türken erhalten auch Tech-Start-ups Rückenwind. So konnten Schüler während der Pandemie über das bewährte Onlineportal Eba am Unterricht teilnehmen. Zudem konnten sie Übungsaufgaben abrufen und Nachhilfelehrer beauftragen.

Türkische Regierung fördert gezielt Gründer in Schlüsseltechnologien

Die Rahmenbedingungen für Tech-Start-ups seien in der Türkei ideal. Von Abnahmegarantien vonseiten der Regierung, Steuernachlässen, Hilfe bei der Suche nach Büros und Produktionsstätten bis hin zu zinsgünstigen Darlehen gibt es kaum Bereiche, derer diese sich nicht annehmen. Ausgaben für Forschung und Entwicklung können für diese Gründer bis zu 75 Prozent vom Staat übernommen werden. Darüber hinaus leistet der Staat für Beschäftigte in Tech-Start-ups Zuschüsse zur Sozialversicherung für die Angestellten.

Die Digitalisierung des Landes werde von der Regierung gezielt gefördert. Präsident Recep Tayyip Erdoğan verfolge das Ziel, bei Schlüsseltechnologien unabhängig zu werden und die heimische Wirtschaft auf Zukunftsmärkte auszurichten.So habe das türkische Ministerium für Industrie und Technologie im Rahmen der „technologiegetriebenen Industrie-Initiative“ Anfang des Jahres die Förderung von 919 Produkten verkündet.

Diese reichen von Computerchips über Transportfahrzeuge bis zu Medikamenten. Allein 161 der gezielt geförderten Produkte kämen aus dem Bereich Computertechnik, 158 beschäftigten sich mit Robotik und intelligenten Maschinen.

TRT Deutsch