Windkraftanlage (dpa)
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Starker Wind und viel Sonne haben die Ökostromproduktion in Deutschland auf einen Rekordwert getrieben. Die erneuerbaren Energien deckten in den ersten drei Monaten dieses Jahres erstmals mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs. Von Januar bis März wurden rund 52 Prozent des Bedarfs mit Wind, Sonne, Wasserkraft und anderen Ökoenergien erzeugt, wie Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigen. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres hatte der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoinlandsstromverbrauch nur 44,4 Prozent betragen. Der deutliche Anstieg des Ökostromanteils sei Folge einer Kombination von Sondereffekten, teilte der BDEW am Mittwoch mit. Aus dem ersten Quartal lasse sich deshalb keine Voraussage für das Gesamtjahr 2020 ableiten.

Orkantief „Victoria“ sorgt für Rekord in der Ökoenergie An Wochenenden war der Ökoanteil am Stromverbrauch sogar noch höher als der Gesamtwert für das erste Quartal. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur stammten am 16. Februar, einem Sonntag, fast 93 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien. Das Orkantief „Victoria“ war damals über Deutschland gefegt. Zudem sei der Stromverbrauch um ein Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken, auch das habe den Ökostrom-Anteil erhöht, erklärte der BDEW. Neben der vergleichsweise schwachen Konjunktur habe sich auch der Rückgang der Industrieproduktion aufgrund der Corona-Krise in der letzten Märzwoche bemerkbar gemacht. „Die Leistungsfähigkeit der Erneuerbaren ist sehr erfreulich“ kommentierte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, die Zahlen. Die Rekordzahlen stünden aber „in scharfem Kontrast zur dramatischen Situation beim aktuellen Ausbau von Wind- und PV-Anlagen“. Würden die Hindernisse für einen weiteren Ausbau nicht zügig beseitigt, sei das Ziel von einem Ökostromanteil von 65 Prozent bis 2030 kaum zu erreichen.

CO2-Preis ist eingebrochen Seit Beginn der Corona-Krise sind an den Energiebörsen die Großhandelspreise für Strom und die Preise der Genehmigungen für den CO2-Ausstoß kräftig gesunken. „Der CO2-Preis ist in den letzten drei Wochen um ein Drittel eingebrochen. Die meisten Marktakteure gehen von sinkenden Anstrengungen beim Klimaschutz aus“, sagte Fabian Huneke vom Beratungsunternehmen vom Energy Brainpool. Die gesunkenen Großhandelspreise und die niedrigen Kosten für CO2-Zertifikate seien für die von der Corona-Krise betroffenen Unternehmen zwar hilfreich, sagte der Energieökonom Andreas Löschel von der Universität Münster. „Es besteht aber die Gefahr, dass niedrige CO2-Preise und die notwendigen raschen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht zu den langfristigen Klimazielsetzungen passen.“ Löschel plädiert für einen entschiedeneren Abbau von Abgaben, Umlagen und Steuern auf den Strompreis. Das entlaste Haushalte und Unternehmen – „und zwar selbst dann, wenn die CO2-Preise wieder steigen“.

Ökoanteil bei der gesamten Stromversorgung 49 Prozent Betrachtet man die gesamte Stromerzeugung in Deutschland von bislang fast 158 Milliarden Kilowattstunden, betrug der Ökoanteil 49 Prozent. In dieser Zahl ist auch der exportierte, nicht in Deutschland verbrauchte Strom enthalten. Mit Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen wurden rund 77 Milliarden Kilowattstunden erzeugt, etwa 10 Milliarden Kilowattstunden mehr als im Vorjahresquartal. Größter Ökostromlieferant waren Windräder an Land mit fast 43 Milliarden Kilowattstunden. Aus konventionellen Energieträgern stammten etwa 81 Milliarden Kilowattstunden, gut 20 Milliarden weniger als im ersten Quartal 2019. Vor allem Braun- und Steinkohle tragen immer weniger zur Stromerzeugung in Deutschland bei. Bei der Braunkohle betrug der Rückgang den BDEW-Zahlen zufolge im ersten Quartal gut 32 Prozent, bei der Steinkohle waren es sogar rund 37 Prozent. Beim gesamten Energieverbrauch hat Deutschland nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gute Chancen, die EU-Vorgabe zu erreichen. Bis Ende 2020 müsse Deutschland einen Anteil von 18 Prozent erneuerbarer Energien am gesamten Bruttoendenergieverbrauch liefern. Ende vergangenen Jahres sei dieser Wert auf etwa 17,1 Prozent gestiegen, teilte Altmaier mit. Prognosen zufolge könne die verblieben Lücke geschlossen werden.

dpa