Hinter den erfolgreichen Mars-Missionen „Curiosity“ und „Perseverance“ steckt unter anderem die Arbeit des türkischen Wissenschaftlers Prof. Dr. Behçet Açıkmeşe. Seine Algorithmen ermöglichten die sichere Landung der Rover auf dem Mars, wie er im Interview mit „BBC Türkçe“ erklärte.
Spätestens seit der Landung des Rovers „Curiosity“ auf dem Mars im Jahr 2012 gibt es große Hoffnungen auf ein Leben auf dem roten Planeten. Zuletzt hatten im Februar die Mars-Aufnahmen von „Perseverance“ für großes Aufsehen gesorgt. Sie kursierten weltweit in den sozialen Medien. Der NASA-Rover untersuchte den Mars-Krater „Jezero“ und verhalf damit der Raumfahrtindustrie zu einem weiteren Erfolg.
Behçet Açıkmeşe ist Professor für Luftfahrt und Astronautik an der Universität Washington. Nach seinem Bauingenieur-Studium in der Türkei zog es den Wissenschaftler in die USA, wo er seine akademische Karriere fortsetzte. 2003 nahm er seine Arbeit im „Jet Propulsion Laboratory“ (JPL) auf, das Satelliten sowie Raumsonden steuert und damit als eine zentrale Stelle der NASA gilt. Derzeit arbeitet der türkische Wissenschaftler an einem gemeinsamen Projekt mit dem privaten Raumfahrtunternehmen „Blue Origin“, das von Jeff Bezos gegründet wurde.
Die Bedeutung der Algorithmen von Açıkmeşe
Die von Açıkmeşe entwickelten Algorithmen waren für die Mars-Missionen „Curiosity“ und „Perseverance“ von grundlegender Bedeutung. „Bei SpaceX kennt mich zum Beispiel jeder, weil nur wenige Menschen diese Aufgaben übernehmen können“, sagte Açıkmeşe gegenüber „BBC Türkçe“ .
Um seine Arbeit durchzuführen, musste der Rover „Perseverance“ etwa 20 Meter über der Mars-Oberfläche von dem „Sky Crane“ abgeworfen werden. „In diesem Moment greifen meine Algorithmen ein“, erklärte Açıkmeşe. „Ich muss den Sky Crane mithilfe von Jets so weit wie möglich von dem Rover entfernen, damit er nicht in seiner Nähe landet“.
Eine fehlerhafte Landung hätte zu zahlreichen Problemen führen und damit „Perseverance“ an seiner Arbeit hindern können. „Wenn man nicht aufpasst, kann der Roboter verbrennen“, führte Açıkmeşe aus. So hätten die Gase der Raketen den Rover beschmutzen und die Mission unmöglich machen können.
Mond-Mission der Türkei „machbar“
Der Wissenschaftler war bei der Mars-Mission „Curiosity“ im Jahr 2012 mit seinen Berechnungen so erfolgreich, dass die an seine Algorithmen gesetzten Ziele sogar übertroffen werden konnten. So habe man den „Sky Crane“ mindestens 200 Meter vom NASA-Rover entfernt landen lassen wollen, danke Açıkmeşe wurden daraus 650 Meter. Bei „Perseverance“ betrug diese Distanz 700 Meter.
Bereits 2005 soll Açıkmeşe eine Anfrage von SpaceX erhalten und diese abgelehnt haben. Das Raumfahrtunternehmen sei damals noch sehr jung gewesen. Dem Vorschlag eines Freundes, Elon Musk persönlich kennenzulernen, sei Açıkmeşe auch nicht nachgegangen. „Wenn ihr euch trefft, wird er dir sicher ein Arbeitsangebot machen“, soll ihm sein Freund gesagt haben. „Aus privaten Gründen wollte ich akademisch tätig sein, aber später war ich auch Berater für SpaceX.“
Auch zur geplanten Raumfahrtmission der Türkei äußerte sich der Wissenschaftler in dem Interview. Eine türkische Mondlandung im Jahr 2023 sei ein „ehrgeiziges Ziel“, aber durchaus „machbar“. „Selbst wenn die Mission scheitern sollte, wäre das kein Problem. Ich finde diese Ziele nicht seltsam, sie gefallen mir sogar“, sagte der Experte. Ob er sich einen Einsatz für die türkische Mond-Mission vorstellen könne? „Wenn ein Angebot kommt, werde ich mir das sicherlich überlegen. Es wäre sehr gut, wenn ich behilflich sein könnte.“