Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen in Deutschland hat im vergangenen Jahr laut einer Studie ein Rekordhoch erreicht. Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte, blieben 2023 rund 35 Prozent aller Ausbildungsplätze leer. 2010 seien es noch 15 Prozent gewesen. Als häufigsten Grund für die Entwicklung nannten Betriebe demnach den Mangel an geeigneten Bewerbungen.
Die Befunde spiegelten die Entwicklung seit den 2010er Jahren von einem Arbeitgeber- zu einem Bewerbermarkt wider, teilte IAB-Direktor Bernd Fitzenberger mit. Dadurch verstärke sich der Fachkräftemangel ausgelöst durch eine zurückgehende Bewerberzahl bei einem insgesamt weiterhin hohen Ausbildungsstellenangebot.
Kleine Betriebe mit größeren Schwierigkeiten
In Westdeutschland blieb der Anteil unbesetzter Stellen den Angaben zufolge etwas geringer als in Ostdeutschland. Auch mit der Größe des Betriebs sank die Zahl der frei gebliebenen Ausbildungsstellen: Betrug der Anteil in Kleinstbetrieben rund 57 Prozent, waren es in Großbetrieben lediglich 12 Prozent.
Die größten Probleme, Auszubildende zu rekrutieren, gab es demnach im Baugewerbe und bei den sogenannten personennahen Dienstleistungen, wie etwa dem Friseurgewerbe. Fast die Hälfte aller Ausbildungsplätze blieb hier laut der Studie unbesetzt. Die Rekrutierungsprobleme hätten nahezu alle Segmente des Ausbildungsmarkts erreicht, in denen es zu Beginn der 2010er Jahre noch kaum Besetzungsprobleme gab, teilte IAB-Forscherin Barbara Schwengler mit.
Prämienzahlungen sollen Attraktivität erhöhen
In fast jedem zweiten Fall wurde ein Mangel an geeigneten Bewerbungen als Grund für nicht besetzte Ausbildungsplätze genannt. Wenig attraktive Arbeitsbedingungen und das mitunter schlechte Image mancher Ausbildungsberufe spielen demnach aus betrieblicher Sicht die wichtigste Rolle bei der Erklärung von Besetzungsproblemen.
Um die Attraktivität der Ausbildung zu erhöhen, setzen Betriebe laut IAB vor allem auf Prämien und Sonderzahlungen, zum Beispiel bei bestandenen Prüfungen oder Urlaubs- und Weihnachtsgeld. 62 Prozent aller Betriebe zahlten 2023 solche Leistungen.
Für die Studie griff das IAB auf Daten des Betriebspanels zurück: eine repräsentative jährliche Befragung von rund 15.000 Betrieben aller Größen und Branchen.