Für den Wiederaufbau des durch den Krieg zerstörten Gesundheitssystems im Gazastreifen werden nach einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den kommenden fünf bis sieben Jahren mindestens zehn Milliarden Dollar (9,7 Milliarden Euro) benötigt. „Der Bedarf ist enorm“, sagte der WHO-Vertreter in den Palästinensergebieten, Rik Peeperkorn, am Donnerstag in Genf. Derart massive Zerstörungen wie im Gazastreifen habe er bisher „nirgendwo anders gesehen“, sagte Peeperkorn.
Nach Angaben von WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus ist weniger als die Hälfte der Krankenhäuser im Gazastreifen funktionstüchtig. Er begrüßte die angekündigte Waffenruhe im Gazastreifen. Er hoffe, dass die Vereinbarung „das Ende des dunkelsten Kapitels in der Geschichte der Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern markiert“.
Peeperkorn betonte die Bereitschaft der WHO, ihr Engagement in dem Palästinensergebiet rasch auszuweiten. Es sei nun ein „schneller, ungehinderter und sicherer Zugang“ für humanitäre Hilfe nötig.
Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober 2023 einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel war die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden Zehntausende Zivilisten getötet.
Israel stoppte die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom und startete zugleich massive Luftangriffe. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein.
Humanitäre Hilfslieferungen wurden von Israel behindert. Mehr als eine Million Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Mittlerweile ist die Infrastruktur in Gaza fast komplett zerstört und es gibt kaum noch unbeschädigte Gebäude. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal.
Von den 36 Krankenhäusern in Gaza sind nur noch wenige teilweise in Betrieb. Zudem leidet laut Hilfsorganisationen ein Großteil der rund zwei Millionen Menschen an Infektionskrankheiten, die aktuell nicht behandelt werden können.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober 2023 mehr als 46.800 Menschen getötet und mindestens 110.400 weitere verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder. Zudem sollen rund 10.000 Palästinenser von israelischen Soldaten verschleppt worden sein.