Aserbaidschan hat seine Teilnahme an einem von der EU vermittelten Treffen mit Armenien in Spanien abgesagt. Grund dafür sei die Forderung Frankreichs und Deutschlands, türkische Vertreter von den Gesprächen auszuschließen, wie aserbaidschanische Medien am Mittwoch berichteten.
Treffen soll Dialog nach Ende des Karabach-Konflikts einleiten
Das Treffen in Granada sollte am Donnerstag stattfinden und wäre das erste direkte Gespräch zwischen dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew und dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan seit dem Ende des Konflikts um Berg-Karabach gewesen. Neben den beiden Konfliktparteien sollten auch die Staats- und Regierungschefs Frankreichs und Deutschlands sowie EU-Ratspräsident Charles Michel teilnehmen.
Bei dem Treffen sollte es um die Zukunft der Region Berg-Karabach und den Stand der Friedensgespräche zwischen Aserbaidschan und Armenien gehen. Nach jahrzehntelanger Besetzung durch armenische Separatisten hatte Aserbaidschan am 19. September in einer 24-stündigen Anti-Terror-Operation die vollständige Kontrolle über Berg-Karabach zurückgewonnen.
„Anti-aserbaidschanische Atmosphäre“ unter den potenziellen Teilnehmern
Aserbaidschan wollte seinen engen Verbündeten, Türkiye, dabei haben, was die traditionell pro-armenischen EU-Mitglieder Frankreich und Deutschland ablehnten. Baku spürte deshalb eine „anti-aserbaidschanische Atmosphäre“ unter den potenziellen Teilnehmern des Treffens, wie die staatliche Nachrichtenagentur APA berichtete.
APA verwies insbesondere auf den Unmut in Baku über eine Erklärung Michels und pro-armenische Äußerungen französischer Politiker. Außerdem kritisierte APA die vor dem Treffen getroffene Entscheidung Frankreichs, Armenien mit Waffen und militärischer Ausrüstung zu versorgen.
Französische Außenministerin erhebt in Armenien Vorwürfe gegen Aserbaidschan
Das aserbaidschanische Außenministerium hat am Mittwoch erklärt, dass „die Bemühungen Frankreichs, Armenien auf jede erdenkliche Weise mit Waffen zu versorgen und das Land zu einer neuen Aggression und einem militärischen Abenteuer zu verleiten, inakzeptabel sind“. Es verurteilte auch die „unbegründeten Anschuldigungen“, die die französische Außenministerin Catherine Colonna während ihres Besuchs in Armenien am Dienstag gegen Baku erhoben hatte.
Colonnas Vorwürfe über eine angebliche Vertreibung der Karabach-Armenier seien unbegründet, die Menschen seien freiwillig gegangen, betonte Baku. Aserbaidschan werde an weiteren Gesprächen unter Beteiligung Frankreichs nicht teilnehmen. Das Land sei aber offen für mögliche Dreiertreffen mit der EU und Armenien, so das Außenministerium.