Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind palästinensischen Angaben zufolge drei humanitäre Helfer getötet worden. Die drei Opfer des Angriffs in Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets waren für die US-Hilfsorganisation Word Central Kitchen (WCK) tätig, wie die Zivilschutzbehörde am Samstag erklärte. WCK kündigte an, die Arbeit im Gazastreifen auszusetzen.
Mindestens „fünf Märtyrer“, darunter drei Mitarbeiter von WCK, seien nach einem israelischen Luftangriff auf ein Auto im Nordosten von Chan Junis überführt worden, erklärte der Zivilschutz-Sprecher Mahmud Bassal. Die drei Helfer seien getroffen worden, obwohl ihr Fahrzeug „deutlich sichtbar“ mit dem Logo der Hilfsorganisation gekennzeichnet gewesen sei.
Die israelische Armee behauptete ihrerseits zunächst, sie habe auf ein Fahrzeug mit einem Widerstandskämpfer gezielt. Bei dem Auto habe es sich um „ein unauffälliges Zivilfahrzeug“ gehandelt. Die Fahrt sei angeblich nicht als Hilfsgüter-Transport ausgewiesen gewesen. Später bestätigte die Armee, dass es sich bei einem der Getöteten um einen Mitarbeiter der US-Hilfsorganisation gehandelt habe. Sie behauptete aber, der Getötete sei beim Angriff auf das Kibbuz Nir Oz am 7. Oktober 2023 beteiligt gewesen. Darüber hinaus habe er für die Organisation WCK gearbeitet, hieß es in einer Erklärung.
World Central Kitchen teilte mit, ihr sei nicht bekannt, „dass eine Person in dem Fahrzeug mutmaßlich Verbindungen zum Angriff der Hamas am 7. Oktober“ gehabt habe. „Mit gebrochenen Herzen haben wir erfahren, dass ein Fahrzeug, das Kollegen von World Central Kitchen transportierte, bei einem israelischen Luftangriff in Gaza getroffen wurde“, hieß es in einer Mitteilung. Eine Zahl der getöteten Kollegen nannte die Organisation nicht. Sie verfüge derzeit nur über „unvollständige Informationen“, hieß es. Dennoch gab die Organisation an, die die Arbeit im Gazastreifen vorerst auszusetzen.
Anfang April waren sieben humanitäre Helfer von WCK bei einer Serie israelischer Angriffe auf ihren Konvoi im Gazastreifen getötet worden. Die israelische Armee räumte daraufhin Fehler ein.
WCK gab am Freitag in einem Onlinedienst eine Zusammenarbeit mit einer Bäckerei im Süden des Gazastreifens bekannt, um täglich mehr als 23.000 Brote in ein vom Krieg zerstörtes und von einer Hungersnot bedrohtes Gebiet zu liefern.
Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober 2023 einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bislang Zehntausende Zivilisten getötet.
Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Doch auch dort sind sie israelischen Angriffen ausgesetzt. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise, die Hungertote fordert.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober 2023 mehr als 44.200 Menschen getötet und mehr als 104.800 weitere verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.