Die voraussichtliche Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus verstärkt die Sorgen der deutschen Industrie. Der Republikaner hatte im Wahlkampf ankündigt, die US-Wirtschaft mit Zöllen auf Importware zu schützen. „Flächendeckende Zölle von zehn oder gar 20 Prozent auf alle Importe und von 60 Prozent auf Einfuhren aus China würden nicht nur Deutschland und der EU, sondern auch der US-Wirtschaft massiv schaden“, teilte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mit. „Die Welt braucht weniger und nicht mehr Handelsbeschränkungen“, hob der Außenhandelsverband BGA hervor.
Donald Trump steht vor dem Sieg bei der US-Präsidentenwahl und der Rückkehr ins Weiße Haus. Der 78-jährige Republikaner erklärte sich schon vor Ende der Stimmauszählung zum Wahlsieger, obwohl ihm noch wenige Stimmen von Wahlleuten fehlten. „Das Worst-Case-Szenario ist eingetreten“, kommentierte das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft. Es sagt einen „Handelskrieg“ voraus, der die deutsche Wirtschaft nach Prognose des Instituts in vier Jahren bis zu 180 Milliarden Euro kosten könne.
Industrie sieht Epochenwechsel
Die Industrie sieht einen „Epochenwechsel“. „Zu befürchten ist, dass der Ton rauer, der protektionistische Kurs konsequent fortgeführt werden wird“, teilte der BDI mit. Die Branche sieht einen Weckruf für Deutschland und Europa. Sie müssten ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre Verteidigungsfähigkeit schneller weiterentwickeln. Die chemische Industrie hält dabei auch Freihandelsabkommen und Partnerschaften mit anderen Weltregionen für notwendig.
Ökonomen rechnen damit, dass Trump im nächsten Jahr zunächst nur selektive, schlagzeilenträchtige Zölle verhängen und weitere Maßnahmen androhen könnte. „Für sich genommen könnte eine solche Eskalation der Handelsspannungen dazu führen, dass wir unsere Wachstumsprognose für 2025 für Deutschland (derzeit 0,5 Prozent) um etwa 0,2 Prozentpunkte und unsere Prognosen für andere europäische Länder um etwa 0,1 Prozentpunkte senken“, teilten die Volkswirte der Berenberg-Bank mit. Würden die USA tatsächlich einen Zoll von zehn Prozent auf alle Importe aus Europa erheben, könnte der Schaden demnach noch größer ausfallen.
Hoffnung auf weitere Partnerschaft
Auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, erklärte: „Die Zölle verteuern nicht nur deutsche Waren in den USA, sondern dürften auch zu Gegenzöllen der EU führen, was den Außenhandel weiter belasten würde.“ Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau warb: „Unsere Unternehmen bieten die erforderlichen Produkte an, um die von Donald Trump angestrebte Re-Industrialisierung der USA umzusetzen. Der Gesamtausblick des VDMA auf den amerikanischen Markt bleibt daher positiv.“
„Ein amerikanischer Präsident kann und darf nie nur und ausschließlich ‘America first’ sein“, stellte der BGA fest. Die USA seien Deutschlands wichtigster Handelspartner und wichtigster Verbündeter in einer Zeit globaler Umbrüche. „Wir setzen auf eine Fortsetzung der traditionell guten transatlantischen Beziehungen.“ Der Digitalverband Bitkom bemerkte: „Die USA werden auch künftig Europas wichtigster Partner sein, unser großer Bruder, der in jeder Beziehung seine schützende Hand über uns hält, sind sie aber nicht mehr.“