In der Ukraine hat es in der Nacht zum Donnerstag russische Luftangriffe auf mehrere Städte gegeben. Behörden sprachen von Toten und Verletzten. Nach Zahlen der Vereinten Nationen sind inzwischen mehr als eine Million Menschen auf der Flucht.
Explosionen in Kiew
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew gab es in der Nacht zu Donnerstag mehreren schwere Explosionen. Luftalarm wurde ausgelöst, wie die Agentur Unian berichtete. Auf Videos in sozialen Netzwerken waren mächtige Detonationen zu sehen. Ukrainische Medien berichteten von Kämpfen in Vororten der Millionenstadt. Dabei soll ein russisches Flugzeug abgeschossen worden sein. Die Angaben waren nicht unabhängig zu prüfen. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb bei Telegram: „Der Feind versucht, in die Hauptstadt durchzubrechen.“
Acht Tote bei Luftangriff bei Charkiw
In der ostukrainischen Stadt Isjum bei Charkiw wurden nach Angaben örtlicher Behörden bei einem Luftangriff acht Menschen getötet, darunter zwei Kinder. Medien zufolge wurde bei der Attacke in der Nacht zu Donnerstag ein mehrstöckiges Wohnhaus getroffen. In der Großstadt Charkiw trafen demnach zwei Raketen ein Verwaltungsgebäude. Dabei sei auch die Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale beschädigt worden.
Hafenstadt Mariupol nach Luftangriffen ohne Energieversorgung
Die südukrainische Hafenstadt Mariupol mit rund 440.000 Einwohnern ist nach Angaben örtlicher Behörden nach Luftangriffen ohne Wasser, Heizung und Strom. Die Stadtwerke wollen versuchen, die kritische Infrastruktur wiederherzustellen, sagte Bürgermeister Wadym Bojtschenko der Agentur Unian zufolge. Mariupol liegt nahe der sogenannten Kontaktlinie zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischer Armee im Verwaltungsbezirk Donezk und hat strategisch große Bedeutung. Den Behörden zufolge wurden in Mariupol bei Luftangriffen mittlerweile mehr als 130 Menschen verletzt.
Luftangriff auch nördlich von Schytomyr
In Korosten nördlich der Stadt Schytomyr starben nach Angaben der Verwaltung zwei Menschen bei einem Luftangriff auf einen großen Kontrollpunkt. Fünf Menschen seien verletzt worden.
UN: Bereits eine Million Menschen aus Ukraine geflohen
Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits eine Million Menschen aus dem angegriffenen Land geflohen. „Für viele weitere Millionen in der Ukraine ist es an der Zeit, dass die Waffen verstummen, damit lebensrettende humanitäre Hilfe geleistet werden kann“, schrieb der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, bei Twitter.
120 Kinder aus Waisenhaus in Odessa auf dem Weg nach Berlin
Nach der Evakuierung eines Waisenhauses im südukrainischen Odessa sind rund 120 Kinder - darunter ein sechs Tage altes Baby - auf der Flucht nach Berlin. Die Waisen hätten sich zusammen mit einem Dutzend Betreuern in fünf Bussen auf den Weg gemacht, sagte der Chefrabbiner von Odessa und der Südukraine, Abraham Wolff. Die Busse seien am Mittwoch in Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldau angekommen. In Odessa wird ein Angriff der russischen Armee befürchtet.
Deutschland will Flugabwehrraketen an Ukraine liefern
Deutschland will an die Ukraine 2700 Flugabwehrraketen vom Typ „Strela“ aus einstigen Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR liefern. Am Samstag entschied die Bundesregierung bereits, 1000 Panzerabwehrwaffen sowie 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ „Stinger“ aus Bundeswehrbeständen zu liefern.
Selenskyj: Besatzer werden hier keinen Frieden haben
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gibt sich im Angesicht der russischen Invasion weiter kämpferisch. „Sie werden hier keinen Frieden haben, sie werden hier kein Essen haben, sie werden hier keine ruhige Minute haben“, sagte er in einer Videobotschaft. Besatzer würden von den Ukrainern nur eines bekommen: „Eine solch heftige Gegenwehr, dass sie sich für immer daran erinnern, dass wir das Unsere nicht hergeben.“ Selenskyj sprach von fast 9000 getöteten Russen. Täglich würden russische Soldaten gefangen genommen.
Weltstrafgericht ermittelt zu Kriegsverbrechen in Ukraine
Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat offizielle Ermittlungen zu Kriegsverbrechen in der von Russland angegriffenen Ukraine eingeleitet. Das teilte Chefankläger Karim Khan mit. 39 Vertragsstaaten des IStGH hätten eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen, die die Ermittlungen ermöglichten.
Toyota setzt Produktion in St. Petersburg aus
Der japanische Autoriese Toyota stellt die Produktion in seinem Werk im russischen St. Petersburg bis auf weiteres ein. Als Begründung gab der Konzern Störungen der Lieferkette an. Toyota fertigt in St. Petersburg vorwiegend für den russischen Markt das SUV-Modell RAV4 und den Camry.
Das wird am Donnerstag wichtig
Zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn wollen Unterhändler Russlands und der Ukraine in Belarus zu Gesprächen über eine Waffenruhe zusammenkommen. In Brüssel sprechen EU-Innenminister unter anderem darüber, ob die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie auf Vorschlag der EU-Kommission ausgelöst wird. Diese würde eine schnelle Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine ohne langes Asylverfahren ermöglichen.
dpa
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