Die vereinbarte Feuerpause zwischen Aserbaidschan und Armenien ist offenbar brüchig. Die beiden Konfliktparteien beschuldigen sich am Sonntag gegenseitig, die „humanitäre Waffenruhe“ in der von Armenien besetzten Berg-Karabach-Region verletzt zu haben.
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium sagte am Sonntag in einer Erklärung, dass die armenischen Streitkräfte das neue Waffenstillstandsabkommen nicht einhielten.Das Ministerium erklärte, dass die armenischen Streitkräfte die Region nahe der Stadt Jabrayil sowie die befreiten Dörfer entlang des Flusses Araz mit Mörsern und Artillerie angegriffen hätten. Es habe dabei keine militärischen Verluste gegeben. Die aserbaidschanischen Truppen hätten mit Gegenschlägen geantwortet.
Eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums behauptete hingegen, Aserbaidschan habe den vorläufigen Waffenstillstand gebrochen. Es habe Raketen- und Artilleriefeuer von gegnerischer Seite gegeben. Aserbaidschan habe zudem einen Angriff aus südlicher Richtung der Konfliktregion begonnen. Es gebe Opfer auf beiden Seiten.
Zuvor hatten die Außenministerien beider Länder mitgeteilt, dass in der Nacht zum Sonntag um Mitternacht Ortszeit (22.00 Uhr MESZ) eine „humanitäre Waffenruhe“ in Kraft treten solle. Der Waffenstillstand erfolgte unerwartet, nachdem Armenien Raketenangriffe auf Aserbaidschanische Städte hinter der Front gestartet hatte. Dabei war es zu viele Zivilen Opfern gekommen.
In einer weiteren am Sonntag veröffentlichten Erklärung gab das aserbaidschanische Verteidigungsministerium an, am Samstag weitere armenische Stellungen getroffen zu haben. Dabei seien mehrere gepanzerte Fahrzeuge und Raketenabschussrampen sowie sechs Flugzeugeneutralisiert worden. Die aserbaidschanischen Truppen hätten nun die Lage entlang der gesamten Front unter Kontrolle.
Bereits vor einer Woche hatten sich beide Seiten unter Vermittlung Russlands auf eine Feuerpause verständigt. Diese Vereinbarung war jedoch schon kurz nach Inkrafttreten gebrochen worden. Dafür gaben sich beide Länder gegenseitig die Schuld.
Die von Armenien kontrollierte Region Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion besetzte Armenien das Gebiet und verlagerte Truppen dorthin. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht. Moskau hat dort tausende Soldaten und Waffen stationiert. Aserbaidschan hingegen betrachtet die Türkei als engen Verbündeten.