Die Türkei hat ihr nationales Raumfahrtprogramm vorgestellt. Die Roadmap basiere auf realistischen und wettbewerbsfähigen Zielen, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Dienstag bei der Vorstellungsveranstaltung. „Das nationale Raumfahrtprogramm wird unser Land im globalen Raumfahrtrennen in eine höhere Liga bringen“, betonte Erdoğan bei der Einführungsveranstaltung in der Hauptstadt Ankara. Unter Hinweis darauf, dass das Programm von der Türkischen Weltraumagentur (TUA) vorbereitet wurde und durchgeführt wird, sagte Erdoğan, die Türkei öffne damit die Tür „zur Himmelsreise ihrer Zivilisation“.
Das Zehn-Punkte-Programm sei eine langfristiges Projekt, um die Strategien und Ziele der Türkei im Bereich der Raumfahrtpolitik zu verwirklichen. Erdoğan zeigte sich ambitioniert, den ersten und wichtigsten Schritt bereits in Kürze zu erreichen. Den ersten Kontakt mit dem Mond möchte Ankara zum „Jahr des hundertjährigen Bestehens der türkischen Republik [2023]“ herstellen, so Erdoğan.
Das Projekt soll in zwei Etappen erfolgen. Für die erste Etappe sei eine Landung auf dem Mond mit einer nationalen Hybridrakete geplant, die Ende 2023 durch internationale Zusammenarbeit in die Umlaufbahn gebracht werden soll. Mit welchen internationalen Partnern die Türkei dabei kooperieren wird, teilte der Präsident nicht mit.
Dennoch gibt es Vermutungen: Im vergangenen Monat hatte Erdoğan mit Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk telefoniert. Das Gesprächsthema soll eine mögliche Zusammenarbeit in der Raumfahrttechnologie gewesen sein.
Zuvor hatte die Türkei in Zusammenarbeit mit SpaceX ihren Satelliten Turksat 5A in die Umlaufbahn gebracht. Der Start des Satelliten Turksat 5B ist für das zweite Quartal 2021 geplant.
Eigene türkische Rakete bereits im Jahr 2028
„Wenn wir diese Aufgabe abschließen, werden wir eines der Länder sein, die es geschafft haben, den Mond zu erreichen, und wir werden notwendige Informationen für die zweite Stufe der Mission sammeln“, so der türkische Staatschef. In der zweiten Phase im Jahr 2028 ziele die Türkei darauf ab, bereits eigene Raketen zu verwenden. Damit werde die Türkei eines der wenigen Länder sein, die „wissenschaftliche Aktivitäten auf dem Mond“ durchführen könnten. Das finale Ziel sei es, einen türkischen Bürger mit einer wissenschaftlichen Mission ins All zu schicken.
Das Mondprogramm werde dazu die Durchbrüche der Türkei in der Start-, Raketen- und Steuerungstechnologie nutzen, betonte er. Das zweite Ziel des Programms bestehe darin, ein Markenzeichen für die Entwicklung von Satelliten der neuen Generation zu schaffen. Dazu werde das Land die Aktivitäten unter einer einzigen Behörde, der TUA, sammeln.
Die Forschung im Rahmen des Raumfahrtprogramms werde auch anderen Bereichen und Sektoren zugute kommen. „Dies wird den Weg für die Entwicklung unserer eigenen präzisen Navigationsanwendungen in den Bereichen Verteidigung, Landwirtschaft, Urbanisierung und autonome Fahrzeuge ebnen“, erklärte der türkische Präsident.
Ankara setzt auf lokale Entwicklung und Produktion
Ankara werde das Erfolgsmodell der türkischen Verteidigungsindustrie auf den Raumfahrtbereich übertragen und die Bildung eines starken und produktiven Ökosystems sicherstellen. Dabei gehörten die heimische Forschung, Entwicklung und Produktion zu den wichtigsten Zielen. Die Software werde ebenfalls von türkischen Ingenieuren und Entwicklern stammen.
Die TUA wurde im Dezember 2018 durch ein Präsidialdekret gegründet. Im Bereich der Raumfahrt hat die aktuelle Regierung nach eigenen Angaben bisher 2,1 Milliarden Türkische Lira (rund 250 Millionen Euro) für 56 Projekte zu Satelliten, Raumfahrt, Trägersystemen und Raumfahrtausrüstung bereitgestellt.
Die Türkei hat bislang Aufklärungs- und Kommunikationssatelliten gestartet, ein Satellitensystem-Integrations- und Testzentrum eingerichtet und einen HD-Satelliten namens IMECE hergestellt, der voraussichtlich 2022 gestartet werden soll.