Deutsche Welle (dpa)
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Die türkische Redaktion der Deutschen Welle (DW Türkçe) wird wegen ihrer Corona-Berichterstattung über angebliche Missstände im türkischen Gesundheitssystem kritisiert. In den sozialen Medien wird der DW Türkçe eine einseitige Berichterstattung unterstellt. Indes distanzierte sich auch der Gesundheitsökonom Onur Başer von der Darstellung seiner Aussagen im Interview mit DW Türkçe.

„Ich hatte mit den getätigten Schlagzeilen nichts zu tun“

Im März hatte DW Türkçe Behauptungen vom in der Universität Michigan tätigen Başer hervorgehoben. Er hatte bis zu 32 Millionen Infizierte sowie bis zu 600.000 Tote und 640.000 fehlende Intensivplätze für die Folgezeit prognostiziert. Die DW Türkçe zitierte zudem: „Ohne Beatmungsgeräte liegt die Todesrate bei 90%"

Auf Anfrage von TRT Deutsch gab Başer zu wissen, dass seine Aussagen in dem Beitrag von der DW Türkçe aus dem Zusammenhang gerissen worden seien. Er distanziere sich von der Darstellung. Vor allem das Zitat über die Todesrate bezogen auf die Beatmungsgeräte sei als „Überschrift“ nicht geeignet gewesen. „Ich hatte mit den getätigten Schlagzeilen nichts zu tun“. In seinem Interview, das in voller Länge vorliegt, habe er auf viel wichtigere Punkte hingewiesen, die aber nicht aufgegriffen worden seien. Die Türkei habe die nötigen Vorkehrungen getroffen und auch das Gesundheitspersonal habe bis jetzt „bewundernswerte“ Arbeit geleistet.

Diese Art von Journalismus sei „beschämend“

In einem anderen Beitrag waren anonyme Ärzte und Krankenschwestern zitiert worden, die über unzureichende Schutzkleidung sowie Falschangaben bei Corona-Fällen berichteten – ohne konkrete Beweise aufzuführen.

Den Spekulationen über verschwiegene Todesfälle entgegnete das türkische Gesundheitsministerium mit Statistiken des Friedhofsamtes. Demnach könnte die Zahl der Todesfälle nur maximal um ein Drittel höher liegen, als vom Gesundheitsministerium erfasst werden konnte.

In den sozialen Medien wird DW Türkçe eine tendenziöse Berichterstattung unterstellt. Die Kritik sei „selbstverschuldet, wenn man nur ausgesuchte Meinungen wiedergibt“, schreibt ein User auf Twitter. Ein anderer findet noch deutlichere Worte: Diese Art von Journalismus sei „beschämend“.

Nur 60 Prozent aller Intensivplätze belegt

In der Türkei gibt es derzeit 126.045 bestätigte Infektionen, davon sind 63.151 wieder genesen und 3397 gestorben (Stand: 04.05.). Bei einer ähnlichen Bevölkerungsdichte wie Deutschland verzeichnete das Land bisher nur halb so viele Todesfälle.

Die Türkei produziert darüber hinaus eigene Beatmungsgeräte und Schutzbekleidung – die auch im Rahmen von Hilfslieferungen an andere Staaten gespendet werden.

Derzeit sind in der Türkei nur etwa 30 Prozent aller Krankenhausbetten und 60 Prozent aller Intensivplätze belegt. Bereits vor dem Corona-Ausbruch hatte die Türkei mehr Intensivbetten pro Kopf als viele andere Staaten in Europa.

TRT Deutsch