Getreideabkommen: Erdoğan will zu Gesprächen mit Putin nach Russland reisen (Others)
Folgen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan wird nach eigenen Angaben „bald“ Russland besuchen, um mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin über eine mögliche Wiederaufnahme des Getreideabkommens mit der Ukraine zu diskutieren. Das Treffen werde in der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi stattfinden, sagte der AK-Partei-Sprecher Ömer Çelik am Montag in Ankara. Türkiye hoffe durch die Gespräche eine „drohende Ernährungskrise“ zu verhindern, fügte Çelik hinzu.

Präsident Erdoğan habe bei seiner Initiative bisher diplomatisches Feingefühl an den Tag gelegt, so Çelik. Er erwarte nach dem Besuch des türkischen Präsidenten daher Fortschritte bei der angestrebten Wiederaufnahme des Abkommens.

Türkiye versucht derzeit, das Abkommen wiederzubeleben. Außenminister Hakan Fidan sagte am Freitag bei einem Besuch in Kiew, er sehe hierzu „keine Alternative“. Es wird erwartet, dass Fidan in den kommenden Tagen nach Moskau reisen wird, um die Forderungen des Kremls zu diskutieren.

Russland hatte das für die Welternährung wichtige und unter Vermittlung von Türkiye und der UN geschlossene Getreideabkommen Ende Juli aufgekündigt. Die Vereinbarung hatte unter anderem den Export ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ermöglicht.

Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte am Montag ein „baldiges Treffen“ Erdoğans und Putins bestätigt, wollte allerdings keine Details zu Ort und Zeit nennen. Dies werde zu gegebener Zeit vorgenommen, sagte er. Zuvor hatten russische Medien darüber spekuliert, dass Erdoğan am 4. September nach Sotschi ans Schwarze Meer reisen könne, um dort mit Putin über die Zukunft des Abkommens zu sprechen.

Fast 30 Millionen Tonnen

Das Getreideabkommen erlaubt kontrollierte Getreideausfuhren aus den Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdennyj (Juschny). Die Schiffsladungen werden in Istanbul inspiziert, um sicherzustellen, dass nur Lebensmittel und keine Waffen an Bord sind.

Nach der Öffnung des Getreidekorridors wurden der UN zufolge fast 30 Millionen Tonnen an landwirtschaftlichen Gütern exportiert. Diese Menge deckte im Jahr 2022 über die Hälfte des Weizenbedarfs für das Welternährungsprogramm der UN.

Das Abkommen sollte auch den Export russischer Nahrungs- und Düngemittel erleichtern. Doch Russland beklagte, dass eigene Exporte weiter durch westliche Sanktionen behindert würden.

Die Ukraine und Russland sind wichtige Lieferanten von Weizen, Gerste, Sonnenblumenöl und anderen Nahrungsmitteln für Länder in Afrika, im Nahen Osten und in Teilen Asiens. Vor Kriegsbeginn war Russland außerdem der weltweit größte Exporteur von Düngemitteln. Der Ausfall dieser Lieferungen nach der russischen Invasion im Februar 2022 trieb die Lebensmittelpreise weltweit in die Höhe und schürte die Sorge vor einer Hungerkrise in ärmeren Ländern.

TRT Deutsch und Agenturen