20.02.2021, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, sitzt bei der ökumenischen Andacht zum Beginn der Passionszeit auf einer Bank. (dpa)
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Vor der am Dienstag beginnenden Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat sich die Kritik am Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki noch einmal verstärkt. So sprach der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, von einer „schweren Belastung“ insbesondere für die Betroffenen von Missbrauch.
Woelki habe bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen zunächst „sehr, sehr hohe Erwartungen geweckt“ und dann mehrfach enttäuscht. „Im Moment fehlt es an dem, was für Aufarbeitung am Wichtigsten ist: Transparenz und Vertrauen, Hoffnung, Zuversicht“, sagte Rörig dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstag. „Köln erzeugt gerade leider das Gegenteil: Misstrauen und Skepsis.“ Die „Kölner Wirren“ störten auch die Aufarbeitung in anderen Bistümern, sagte Rörig.
Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (Zdk), Thomas Sternberg, sagte, die Situation im Erzbistum Köln sei „eine Belastung für uns alle“. Die Gläubigen im Erzbistum Köln seien „in einer Weise verärgert, wie ich das noch nie erlebt habe“.
Woelki hatte ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester in Auftrag gegeben. Seit der Fertigstellung des Gutachtens vor etwa einem Jahr hält er es jedoch unter Verschluss, wofür er rechtliche Bedenken anführt.
Mit dem Appell „Verspielen Sie die letzte Chance nicht!“ richteten sich am Montag mehrere katholische Organisationen an die Bischofskonferenz. Das Bündnis verlangt eine unabhängige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und die strafrechtliche Verfolgung der Täter. Gegen die Vertuscher unter den Bistumsverantwortlichen müsse unter anderem kirchenrechtlich vorgegangen werden. „Nehmen Sie die Betroffenen ernst - anstatt sich selbst als Opfer darzustellen“, forderten unter anderem die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) sowie die Reformbewegungen „Wir sind Kirche“ und Maria 2.0.
Die 68 Mitglieder der Bischofskonferenz wollen bis Donnerstag unter anderem über Kirchenaustritte, sexuellen Missbrauch, die Debatte über assistierten Suizid und den Reformprozess Synodaler Weg sprechen. Zum Thema Suizid positionierte sich am Montag das ZdK mit einer Erklärung. Darin fordern die katholischen Laien „Schutzräume vor geschäftsmäßiger Suizidbeihilfe“. In katholischen Alten- und Pflegeheimen dürfe es keine „organisierte Suizidbeihilfe als Regelangebot“ geben. Vor einem Jahr hatte das Bundesverfassungsgericht das Verbot organisierter Hilfe beim Suizid gekippt. Seitdem wird über ein neues Sterbehilfe-Gesetz diskutiert. Mehr zum Thema: Kirchenaustritte: Server des Kölner Amtsgerichts zusammengebrochen

dpa