26.02.2021, Thüringen, Ballstädt: Ein Polizist mit einem Drogenspürhund geht in ein Haus, das der rechten Szene zuzuordnen ist. Mit einer großangelegten Razzia ist die Polizei in mehreren Bundesländern gegen ein Neonazi-Netzwerk vorgegangen. (dpa)
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Bei einer großangelegten Razzia gegen ein Neonazi-Netzwerk in mehreren Bundesländern hat die Polizei bislang Bargeld und Drogen gefunden. Auch ein Auto wurde bei den Durchsuchungen am Freitag sichergestellt, wie das Thüringer Landeskriminalamt (LKA) mitteilte. Die Durchsuchungen in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen liefen am Freitagmorgen noch. Schwerpunkt der Durchsuchungen wegen des Verdachts des großangelegten Drogenhandels und der Geldwäsche sei der Raum Gotha, hieß es.

Nach LKA-Angaben wurden acht Verdächtige mit deutscher Staatsangehörigkeit im Alter zwischen 24 und 55 Jahren verhaftet. Außerdem wurde ein weiterer Haftbefehl durchgesetzt und noch eine weitere Person wegen eines Drogenfunds festgenommen. Dabei kamen auch Polizeihunde und eine Drohne zum Einsatz. Allein in Thüringen wurden 27 Wohn- und Geschäftsräume durchsucht, hieß es vom LKA. Mehr als 500 Einsatzkräfte der Polizei, darunter auch Spezialeinsatzkräfte, seien beteiligt.

Bei dem Neonazi-Netzwerk, gegen das sich die Aktion richtete, handelt es sich um die „Bruderschaft Thüringen“, die laut Verfassungsschutzbericht 2019 aus den Gruppen „Turonen“ und „Garde 20“ besteht. Zuvor hatte der MDR darüber berichtet. Das Netzwerk soll seit Jahren kriminell sein und weite Teile des Drogenhandels in Thüringen organisieren. Dazu sollen dem MDR-Bericht nach mutmaßlich auch Waffengeschäfte kommen.

Auslöser für die Ermittlungen gegen das Neonazi-Netzwerk soll eine Abhöroperation des Thüringer Verfassungsschutzes gewesen sein. Die beiden Neonazi-Bruderschaften sollen ähnlich wie kriminelle Rockerbanden organisiert sein, eine strenge Hierarchie und bestimmte Symbole haben. Sie sollen aus verschiedenen Vorläufer-Gruppen hervorgegangen sein und sich 2015 gegründet haben.

„Kriminelle Neonazi-Strukturen nachhaltig zerstören“

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) hofft, dass im Zuge der Ermittlungen gegen ein mutmaßlich kriminelles Neonazi-Netzwerk in Thüringen dessen Strukturen nachhaltig zerstört werden können. „Ich messe dem einen hohen Stellenwert bei. Das ist ein harter Schlag gegen eine der herausragenden rechtsextremen Strukturen in Thüringen“, sagte Maier am Freitag.

Maier sagte, er hoffe, dass „diese Ermittlungen dazu führen, dass wir diese Strukturen der organisierten Kriminalität und des Rechtsextremismus beseitigen können“. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte er, dem Schlag gegen das Netzwerk seien jahrelange Vorbereitungen vorausgegangen. „Der Verfassungsschutz war der Impulsgeber. Bei der Gruppe, die als rechtsextremistisch bekannt ist, hat man dann festgestellt, dass es weitere Ermittlungsansätze über den Rechtsextremismus hinaus in die Organisierte Kriminalität hinein gibt“, sagte Maier dem RND.

dpa