Waldbesetzung bei Tesla-Werk in Grünheide / Photo: DPA (dpa)
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Im Protestcamp am Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin zeichnet sich keine Entspannung ab. Nachdem die Versammlung unter strengen Auflagen bis zum kommenden Donnerstag verlängert wurde, verstießen bereits am ersten Tag nach der Verlängerung einige Menschen in dem Waldcamp gegen die Vorgaben der Versammlungsbehörde. So schliefen einige in der Nacht zum Samstag in den Baumhäusern. Das hatte die Behörde wegen Sicherheitsbedenken verboten. Die Initiative „Tesla stoppen“ hält einen Teil des Landeswaldes in Brandenburg nahe dem Tesla-Werk besetzt, den das US-Unternehmen von Elon Musk im Falle einer Erweiterung des Geländes roden will.

Das Verwaltungsgericht in Potsdam stellte sich am Samstagnachmittag allerdings vor den Protest. Die Auflagen müssten nicht sofort erfüllt werden, sagte ein Sprecher des Gerichts. Das Gericht erließ eine Zwischenverfügung, wodurch keine weitere Vollziehung zu befürchten sei, solange über den Eilantrag nicht endgültig entschieden ist. Über den Eilantrag der Initiative „Tesla stoppen“, der die Auflagen abwehren soll, werde dann voraussichtlich am Montag entschieden, sagte der Sprecher.

Die Aktivisten müssen damit unter den gegebenen Umständen keine Räumung ihres Camps am Wochenende befürchten - selbst wenn sie gegen die formulierten Auflagen verstießen. Sie hatten bereits am Freitag angekündigt, der Forderung der Versammlungsbehörde, die Baumhäuser bis zum Montag zurückzubauen, nicht entsprechen zu wollen. Die Baumhäuser seien elementarer Bestandteil ihres Protestes.

Die Auflage sah einen Abbau der Baumhäuser bis einschließlich Montag vor. Nun bleibt abzuwarten, wie das Verwaltungsgericht die Auflagen bewertet. Sollte das Gericht den Eilantrag der Aktivisten in diesem Punkt ablehnen, müssten die Baumhäuser abgebaut werden. Andernfalls könnte eine Räumung des Protestcamps folgen.

Waldbesetzung bei Tesla-Werk in Grünheide (DPA)

Protest gegen Erweiterung des Tesla-Geländes in Grünheide

Ziel der Aktivisten ist es, eine Rodung des Waldstücks im Zuge einer geplanten Erweiterung des Tesla-Geländes mit Güterbahnhof zu verhindern. Sie halten seit einigen Wochen ein Waldstück besetzt. Eine Mehrheit der Bürger von Grünheide hatte gegen eine Erweiterung der Fabrik gestimmt. Die Gemeinde Grünheide schlägt in dem Konflikt vor, dass nur noch etwa die Hälfte des Waldes gerodet wird.

Die Bewohner des Waldcamps rechnen mit wachsender Unterstützung. Es schlössen sich immer mehr Menschen dem Protest an, sagte die Sprecherin der Initiative „Tesla stoppen“. Selbstverständlich versuche man, Leute zu mobilisieren. Das sei bei einer Demonstration nichts Ungewöhnliches. Nach Angaben der Initiative vom Freitagabend halten „60 bis 80 Leute“ einen Teil des Landeswaldes besetzt.

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) hatte nach eigenen Angaben rund um das Camp bei einigen Teilnehmern eine zunehmende Radikalisierung festgestellt. Viele Beteiligte träumten von einem „Lützerath des Ostens“, sagte er am Freitag mit Blick auf das Dorf in Nordrhein-Westfalen, in dem eine Besetzung aufgelöst worden war. Sie wünschten sich ein „europäisches Zentrum gegen den Ökofaschismus“. Der Minister kündigte an, die Polizeipräsenz in der Umgebung des Werks deutlich zu steigern. Es gehe darum, mögliche Übergriffe zu verhindern und „bisher uninteressierte, gewaltbereite“ Menschen abzuschrecken, die sich nun motiviert fühlten, nach Brandenburg zu kommen.

Waldbesetzung bei Tesla-Werk in Grünheide (DPA)

Grünen warnen vor Eskalation des Tesla-Konflikts

Die Aktivisten hatten das Camp wie eine Demonstration als politische Versammlung angemeldet. Solche Veranstaltungen unterliegen dem Versammlungsrecht und müssen von der Polizei nicht extra genehmigt werden. Sie können aber unter bestimmten Umständen untersagt oder mit Auflagen versehen werden. Im Fall einer langfristigen Besetzung des Waldes sind auch Natur- und Artenschutzbelange zu prüfen, sagte Stübgen. Brandenburgs Grünen-Fraktionschef Benjamin Raschke warnte vor einer Eskalation. „Wir setzen darauf, dass bei einer etwaigen Räumung alle Beteiligten dazu beitragen werden, dass niemand verletzt wird.“

Am Dienstag vergangener Woche hatten bisher unbekannte Täter auf einem Feld Feuer an einem frei zugänglichen Strommast gelegt, der auch die Versorgung des Werkes des E-Autobauers in Grünheide gewährleistet. Sie legten dadurch die Produktion in dem Tesla-Werk tagelang lahm. Die linksextreme „Vulkangruppe“ erklärte, sie sei für den Anschlag verantwortlich.

Tesla stellt in Grünheide seit knapp zwei Jahren Elektroautos her. Dort arbeiten nach jüngsten Angaben des Unternehmens rund 12.500 Beschäftigte. Umweltschützer kritisieren unter anderem, dass das Gelände in einem Wasserschutzgebiet liegt. Bei einer Bürgerbefragung in Grünheide hatte sich eine Mehrheit gegen die Erweiterungspläne gewandt. Tesla will zudem die Produktion von geplanten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million ausbauen.

TRT Deutsch und Agenturen