Von den gut 19 Millionen Rentnerinnen und Rentnern in Deutschland waren im vergangenen Jahr 18,4 Prozent armutsgefährdet. Unter allen Menschen über 65 - also auch denen, die weiterhin arbeiten - lag die Gefährdungsquote mit 18,3 Prozent ähnlich hoch: Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor, über welche die Ippen-Zeitungen (Mittwochsausgaben) berichten.
Knapp jede und jeder Fünfte über 65 waren demnach in Deutschland direkt von Altersarmut gefährdet. Bei Frauen waren es mit 20,2 Prozent sogar noch mehr. In der Gesamtbevölkerung waren 2023 insgesamt 14,4 Prozent der Menschen armutsgefährdet. Die Regierung bezieht sich auf Statistiken der Deutschen Rentenversicherung sowie Eurostat.
Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Im Vergleich zum Jahr 2014 stieg die Quote an armutsgefährdeten Menschen über 65 Jahren dem Bericht zufolge um mehr als elf Prozent.
Alleinerziehende Frauen und Menschen ohne Arbeit besonders betroffen
Über die Jahre hinweg waren demnach alleinerziehende Frauen und Menschen, die nicht mehr arbeiten können, am stärksten von Armut bedroht. Von den mindestens 40 Jahre in der Rentenkasse Versicherten erhielten 2023 mehr als 33 Prozent eine Rente unter 1250 Euro. Bei den Menschen mit 45 Versicherungsjahren waren es knapp 25 Prozent.
Der Linken-Abgeordnete Matthias W. Birkwald, renten- und alterspolitischer Sprecher der Gruppe im Bundestag, wies gegenüber den Ippen-Zeitungen darauf hin, dass im vergangenen Jahr 1,6 Millionen Frauen mit einer Rente in Höhe von 954 Euro leben mussten.
Birkwald bezweifelt nach eigenen Angaben, dass viele der Armutsgefährdeten „diese Lücken mit betrieblicher Altersversorgung oder betrieblicher Altersvorsorge oder gar mit privater Vorsorge ausgleichen können - denn von niedrigen Löhnen und Gehältern werden dementsprechend niedrige Beiträge in die gesetzliche Rente eingezahlt.“
Birkwald bekräftigte deshalb eine Forderung seiner Partei: „Niemand sollte im Alter von weniger als 1250 Euro netto leben müssen. Darum brauchen wir eine einkommens- und vermögensgeprüfte solidarische Mindestrente von 1250 Euro.“