Ein französisches Gericht hat am Dienstag 18 Mitglieder einer am Ärmelkanal aktiven Schleuserbande zu Haftstrafen verurteilt. Die höchste Strafe von 15 Jahren Gefängnis verhängte das Gericht in Lille im Norden des Landes gegen den Iraker Mirchan Rasul. Das Gericht ordnete zudem an, dass der 26-Jährige das Land verlassen und eine Geldstrafe von 200.000 Euro zahlen muss.
Rasul wird vorgeworfen, den Schlepperring vom Gefängnis in Frankreich aus geleitet zu haben. Er war schon vorher im Zusammenhang mit Schleppertätigkeiten verurteilt worden.
Auch die weiteren 17 Mitglieder der Schlepperbande sind mehrheitlich kurdische Iraker, darunter eine Frau. Ihre Haftstrafen reichen von einem Jahr bis zu zwölf Jahren. Gegen sie wurde zudem eine Geldstrafe von 150.000 Euro verhängt. Das Gericht ordnete außerdem die Beschlagnahmung von Geld, Autos und Ausweispapieren an.
Den Ermittlern zufolge beherrschte der Schlepperring zwischen 2000 und 2022 den Flüchtlingsverkehr im Ärmelkanal. Die Angeklagten seien keine „ehrenamtlichen Helfer, die ihren Nächsten helfen, sondern Händler des Todes“, wie die Staatsanwaltschaft darlegte. Demnach schickten sie Boote los, auf denen 15 Mal so viele Flüchtlinge waren wie eigentlich zulässig.
An den Ermittlungen zur Aufdeckung des Schleuserrings waren neben Frankreich auch Deutschland, Belgien, die Niederlande und Großbritannien beteiligt. Schon im Januar waren Haftstrafen gegen Mitglieder des Schleuserrings verhängt worden. Im kommenden Jahr soll drei weiteren Verdächtigen in Belgien der Prozess gemacht werden.
Seit 2018 versuchen immer mehr Geflüchtete, in kleinen Booten über den Ärmelkanal von Frankreich nach Großbritannien zu gelangen. Immer wieder kommen Menschen bei der Reise in überfüllten und schlecht ausgestatteten Booten ums Leben. 2024 ist das bisher tödlichste Jahr in Bezug auf den Flüchtlingsverkehr im Ärmelkanal. Bisher wurden 60 Todesfälle vermeldet.