08.12.2021, Großbritannien, London: Eine Frau hält am Parliament Square ein Transparent mit der Aufschrift „Die Lügen haben es in sich.“ hoch. Ein Video aus der Downing Street über eine mutmaßliche Weihnachtsfeier von Regierungsbeamten während des Corona-Lockdowns vor einem Jahr setzt den britischen Premierminister Johnson unter Druck. (dpa)
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Der mit der Untersuchung einer von britischen Medien kolportierten Weihnachtsfeier von Regierungsmitarbeitern beauftragte Beamte hat sich nach Berichten über mögliche eigene Verstöße zurückgezogen. „Um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die laufende Untersuchung zu bewahren, hat sich der Kabinettssekretär für den Rest des Verfahrens zurückgezogen“, teilte das Büro von Premierminister Boris Johnson am Freitag mit.

Der höchste britische Beamte, Simon Case, war mit der internen Untersuchung möglicher Corona-Verstöße durch Johnsons engste Mitarbeiter beauftragt worden. Am Freitag berichteten britische Medien jedoch, dass in Cases eigener Abteilung im vergangenen Dezember ebenfalls zwei Feiern trotz geltender Corona-Regeln stattgefunden hätten.

Statt ihm solle nun Sue Gray, Beamtin im Ministerium für Wohnungswesen, Gemeinden und Kommunalverwaltung „die Fakten ermitteln und ihre Ergebnisse dem Premierminister vorlegen“, hieß es in der Mitteilung von Downing Street.
Video über mögliche Feier sorgte für Empörung
Vergangene Woche hatte ein vom Sender ITV News veröffentlichtes Video über eine mögliche Weihnachtsfeier von Johnsons Mitarbeitern mitten im Corona-Lockdown im vergangenen Dezember Empörung ausgelöst. Das Video zeigt, wie Johnsons damalige Sprecherin Allegra Stratton bei der Probe für eine Pressekonferenz vor knapp einem Jahr am Rednerpult steht und Fragen ihrer Kollegen über eine Feier beantwortet, die wenige Tage zuvor stattgefunden haben soll.

„Diese fiktive Party war ein Geschäftstreffen ohne Abstandhalten“, sagt Stratton, bricht dabei jedoch in Gelächter aus. Johnsons Berater scherzen dann unter anderem über „Käse und Wein“, die es bei der Feier gegeben haben soll. Zu der Zeit galten in London strenge Corona-Regeln, Treffen mit mehreren Menschen in geschlossenen Räumen waren verboten.

Johnson hatte wiederholt beteuert, seine Mitarbeiter hätten nicht gegen Corona-Richtlinien verstoßen. Der Premierminister und seine Regierung gerieten zuletzt wegen einer Reihe von Skandalen zunehmend unter Druck. Bei einer Nachwahl für einen Sitz im britischen Unterhaus im Wahlkreis North Shropshire, die als Stimmungstest für Johnson galt, verlor dessen Partei deutlich.

AFP