Aus Protest gegen Belgiens frühere Schreckensherrschaft im Kongo sind in Brüssel Statuen des ehemaligen Königs Leopold II. beschädigt worden. Auch Straßenschilder mit seinem Namen wurden in der Nacht zum Freitag übermalt, wie der belgische Sender RTBF berichtete. Seit Tagen mehren sich derartige Aktionen. Zudem gibt es Online-Petitionen mit Zehntausenden Unterschriften, die einen Abbau der Statuen fordern.
„Für die afrobelgische Gemeinschaft sind die Statuen in der Öffentlichkeit wie psychologische Gewalt, weil sie die Verbrechen banalisieren“, sagte Esther Kouablan vom rassismuskritischen Verband mrax. Sie kritisierte eine fehlende Aufarbeitung der Kolonialzeit in Belgien. „Das spielt keine Rolle in Schulbüchern zum Beispiel.“ Kouablan schlug vor, Statuen in Museen zu schaffen. Einige Denkmäler wurden infolge der Proteste bereits abgebaut.
Prinz Laurent von Belgien, der jüngste Sohn des heutigen Königs Albert II., zeigte für die Forderungen hingegen kein Verständnis. König Leopold II. (1835-1909) sei selbst nie in den Kongo gereist. Die Menschen dort hätten also nicht unter ihm leiden können, sagte er der „Sudpresse“. Kritik kam auch aus der Regierungspartei. Parteichef Georges Bouchez sprach von „Vandalismus“. Er empfahl, an den Statuen Schilder mit Erklärtexten anzubringen.
Unter der Herrschaft Leopolds II. wurde der Kongo systematisch ausgeplündert. Millionen Menschen kamen unter der Terrorherrschaft ums Leben. Um die Jahrhundertwende kamen die Gräuel nach und nach ans Licht. Das zentralafrikanische Land gehörte noch bis 1960 zum belgischen Kolonialreich.
dpa
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