Der türkischstämmige Bürgermeister der Brüsseler Teilgemeinde Saint-Josse, Emir Kır, ist von seiner Partei ausgeschlossen worden, weil er Gäste einer politisch anders ausgerichteten Partei empfing.
Es handelte sich dabei um eine parteiübergreifende Bürgermeisterdelegation aus der Türkei - darunter zwei Politiker, die der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) angehören. Kır war bis dahin Mitglied der linken Parti Socialiste (PS).
In einer schriftlichen Erklärung des Ethikrates der Partei wird erklärt, dass man sich nach einem Treffen am Freitag auf einen Ausschluss von Kır aus der PS geeinigt habe. Ihm wird vom Parteivorstand vorgeworfen, „Rechtsradikale" empfangen zu haben. Kır selbst erklärte später gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu, dass er die Delegation nach einer Terminanfrage eingeladen habe.
In den sozialen Medien reagierte man auf den Empfang harsch: Bis zu zehn Morddrohungen soll er bekommen haben. Kır sagte, er sei „zutiefst enttäuscht" von der Reaktion seiner Partei. Er werde aber seinen „linkspolitischen Ansichten" treu bleiben und sich weiterhin dem Kampf gegen Rechtsradikalismus widmen sowie für soziale Gerechtigkeit arbeiten.
Kır kann innerhalb von 30 Tagen Berufung gegen den Beschluss einlegen. Ob er dies tun wird, ließ er zunächst offen.
Der 51-jährige Politiker wurde bei den jüngsten Gemeinderatswahlen in Saint-Josse mit absoluter Mehrheit gewählt. Er ist auch Abgeordneter in der Kammer. Mit dem Ausschluss von Kır verliert die Parti Socialiste deshalb einen Sitz im Parlament.