Das Museum der Bildenden Künste in Istanbul. (TRT World)
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Das Museum der Bildenden Künste im Istanbuler Stadtbezirk Beşiktaş darf seit dem 15. Januar wieder besucht werden – die Restaurierung ist abgeschlossen worden. Das im Jahr 2014 in der „Veliahd Dairesi“ („Raum der Thronfolger“) des Dolmabahçe-Palastes eröffnete Museum bietet mit 553 Kunstwerken aus der Zeit des Osmanischen Reiches Kunstliebhabern ein vielversprechendes Kulturerlebnis.

Das Museumsgebäude, das ursprünglich als Unterkunft für osmanische Prinzen errichtet wurde, gilt als ein wichtiger Ort für die Kunst des Osmanischen Reiches im 19. Jahrhundert bis zur Gründung der Türkischen Republik. Die historischen Gemälde werden dort in 34 thematisch strukturierten Räumen ausgestellt.

So gibt es beispielsweise einen Raum mit Bildern der „Palast-Maler“. Werke berühmter Künstler, die auf Einladung des Sultans ihr Schaffen im Osmanischen Reich fortsetzten, sind hier zu finden, darunter mehrere Gemälde von Fausto Zonaro. Der italienische Maler ist insbesondere für sein Gemälde, in dem Sultan Mehmed II. als glorreicher Eroberer Konstantinopels die Stadt auf seinem Pferd betritt, bekannt. Aber auch Werke anderer Maler, wie die des polnischen Künstlers Stanislaw Chlebowski, können in dem Museum der Bildenden Künste betrachtet werden.

Fausto Zonaros „Schlacht bei Dömeke“ beim Türkisch-Griechischen-Krieg 1897 (Melis Alemdar/TRT World) (TRT World)

Wer sich mit den unterschiedlichen Stilrichtungen der Malerei zur Zeit des Osmanischen Reiches detaillierter auseinandersetzen möchte, sollte unbedingt die anderen Themenräume besuchen. „Türkische Maler“, „Verwestlichung im Osmanischen Reich“ und zahlreiche weitere thematische Schwerpunkte sorgen für eine breite Palette an Kunstwerken mit historischen Bezügen.

Die Porträts im Museum der Bildenden Künste in Istanbul haben neben ihrer ästhetischen Bedeutung auch eine geschichtswissenschaftliche Relevanz, da sie beispielsweise die Zeremonien für die Entlohnung der Janitscharen bildlich dokumentieren. Mehrere Gemälde zeigen zudem osmanische Sultane. Die Monarchen der osmanischen Dynastie hätten sich abbilden lassen, „um ihre eigene Macht und die des Reiches“ zu demonstrieren, betonte die Museumsdirektorin Gülsen Sevinç Kaya im Interview mit TRT World.

Auch um die Erinnerung an ihre adligen Vorfahren und gewonnenen Schlachten aufrechtzuerhalten, ordneten die Sultane die Zeichnung von zahlreichen Gemälden an. Diese können ebenfalls in dem restaurierten Museum von Kunstliebhabern näher unter die Lupe genommen werden. Für ihre kreativen Arbeiten wurden die Künstler von den Sultanen belohnt. Nach der Präsentation seines Gemäldes zum allerletzten osmanischen Sieg im Krieg von 1897 gegen die Griechen erhielt der Italiener Fausto Zonaro eine Wohnung im Stadtbezirk Beşiktaş.

Die Sultane des Osmanischen Reiches ließen jedoch nicht nur auf dem Schlachtfeld ihr Talent sprechen, um die Siege anschließend zeichnen lassen zu können: auch selber bewiesen sie künstlerisches Geschick. „Das Interesse und Talent des Sultans Abdülaziz für die Malerei ist sehr bekannt. Er zeichnete Entwürfe, die anschließend von Chlebowski gemalt wurden“, erklärte die Direktorin des Museums.

Kaya betonte auch die Unterstützung von Künstlern durch osmanische Sultane. „Sultan Abdülmecid, Sultan Abdülaziz und Abdülhamid II. förderten Maler“, sagte die Museumsdirektorin. Für die Werke von Künstlern wie Iwan Aiwasowski, Osman Hamdi Bey oder Şeker Ahmet Pascha wurden im Zuge der Restaurierung eigene Räume eingerichtet, um sie übersichtlich ausstellen zu können.

Iwan Aiwasowskis „Schiffswrack in stürmischer See“, 1874 (Melis Alemdar/TRT World) (TRT World)

Wer sich das künstlerische Schaffen im Dolmabahçe-Palast des 19. und 20. Jahrhunderts bildlich vorstellen möchte, kann sich in der Werkstatt von Abdülmecid Efendi inspirieren lassen. Hier sitzt das Silikonmodell des letzten osmanischen Thronfolgers vor einem Gemälde.

Silikonmodell von Abdülmecid Efendi in seiner Werkstatt (Melis Alemdar/TRT World) (TRT World)

Kunstliebhaber, die gerne auf Details von Gemälden achten, sollten unbedingt auch den Raum „Die Pracht des Osmanischen Reiches“ betreten. Hier wird das größte orientalistische Gemälde in der Türkei ausgestellt: „Die Gazellenjagd“ ist mit einer Größe von etwa 35 Quadratmetern ein Prachtstück des Museums. Das von Félix Auguste Clément gemalte Kunstwerkt zeigt Mehmet Abdülhalim Pascha, Sohn des berühmten Ägypten-Gouverneurs Muhammad Ali Pascha, bei einer Erholungsrunde mit Freunden nach einer Gazellenjagd.

„Die Gazellenjagd“  (TRT World)

Die Fülle an besonderen Gemälden ist laut Gülsen Sevinç Kaya der Grund, warum man das Museum mehrmals besuchen sollte. „Sie können nicht an einem Tag alles sehen, man sollte mit Kindern, Familie und Freunden immer wieder kommen“, so die Kunstexpertin.

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