Experten aus der Kinder- und Jugendmedizin sowie Epidemiologen und Virologen plädieren für einen neuen Corona-Kurs an den Schulen. „Bisher orientierten sich alle Maßnahmen in den Schulen an der Maxime, möglichst jede Infektion im dortigen Kontext zu verhindern. Inzwischen haben sich die Grundbedingungen geändert, so dass dieses Prinzip auf den Prüfstand gestellt werden sollte“, schreiben der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, der Epidemiologe Gérard Krause vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und weitere Wissenschaftler in einem Gastbeitrag für die Zeit.
Den Schutz vor schwerer Covid-19-Erkrankung hätten Erwachsene nun weitgehend selbst in der Hand, schreiben die Experten mit Blick auf die Impfungen. „Aus diesem Grund und da Kinder nur sehr selten schwer an Covid-19 erkranken, ist es nicht mehr sinnvoll, jede einzelne Infektion in der Schule um jeden Preis verhindern zu wollen.“ Sie fordern gleichzeitig, eine ungebremste Ausbreitung des Virus in den Schulen zu verhindern, da sonst die absolute Zahl der Erkrankungen bei Kindern stark steigen würde - auch wenn der Anteil schwerer Erkrankungen nach einer Infektion „inklusive Long Covid“ niedrig sei.
Die Autoren appellieren, die „notwendigen Hygieneregeln“ weiter anzuwenden und sprechen sich für systematische Tests und schulspezifische Quarantäneregeln aus. „Eine sofortige, aber begrenzte Umgebungsquarantäne bei Nachweis eines Falls oder eine kontrollierte, systematische Testung sichert Unterrichtstage und verhindert die meisten, wenn auch nicht alle Infektionsfälle in einer Klasse.“ Für geimpfte Schüler ab zwölf könnte die Quarantänepflicht sogar ganz entfallen.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) begrüßte den Beitrag. „Wir freuen uns, dass damit der Kurs, die Schulen offenzuhalten, unterstützt wird.“ Wichtig seien auch die Hinweise zur Quarantäne im Sinne einer größtmöglichen Offenhaltung von Schulen.
28 Aug. 2021
dpa
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