23.12.2024, Japan, Tokio: Der Vorstandsvorsitzende von Nissan, Makoto Uchida (l-r), Takao Kato, Vorstandsvorsitzender von Mitsubishi Motors, und der Vorstandsvorsitzende von Honda, Toshihiro Mibe, rechts, verlassen das Gebäude nach einer gemeinsamen Pressekonferenz. (Others)
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Mega-Fusion in der japanischen Autoindustrie: Die japanischen Hersteller Honda und Nissan loten einen Zusammenschluss aus, wodurch gemessen am Absatz der weltweit drittgrößte Autokonzern nach Toyota und Volkswagen entstehen würde. Die Unternehmen teilten am Montag mit, sie prüften eine Fusion und die Schaffung eines Gemeinschaftsunternehmens. Der kleinere Hersteller Mitsubishi, bei dem Nissan Hauptaktionär ist, erwäge ebenfalls einen Beitritt. Es wäre weltweit der größte Deal in der Branche seit der 52 Milliarden Dollar schweren Fusion zwischen Fiat Chrysler und PSA im Jahr 2021, aus der Stellantis hervorging. Die Vorstandschefs der drei japanischen Konzerne stellten ihre Pläne auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Tokio vor.

Die Börse reagierte prompt, nachdem immer mehr Einzelheiten über das Fusionsvorhaben bekannt wurden. Honda-Aktien beendeten den Börsentag in Tokio mit einem Plus von 3,8 Prozent, Nissan-Aktien legten um 1,6 Prozent zu. Die Aktien von Mitsubishi kletterten um 5,3 Prozent. Der Nikkei-Index schloss mit einem Plus von 1,2 Prozent.

„Der Aufstieg chinesischer Autohersteller und neue Akteure haben die Automobilindustrie stark verändert“, sagte Honda-Chef Toshihiro Mibe. „Wir müssen bis 2030 Fähigkeiten aufbauen, um mit ihnen zu kämpfen, sonst werden wir geschlagen.“ Honda und Nissan streben zusammen Umsätze von umgerechnet 191 Milliarden Dollar an sowie einen operativen Gewinn von umgerechnet 19,2 Milliarden Dollar. Ihre Fusionsgespräche wollen sie im Juni 2025 herum abschließen und dann bis August 2026 eine Holdinggesellschaft auf die Beine stellen. Zu dem Zeitpunkt soll einem Insider zufolge die neue Gesellschaft an der Börse gelistet werden. Zusammen mit Mitsubishi käme der neue Konzern auf einen globalen Autoabsatz von mehr als acht Millionen Fahrzeugen.

Am Sonntag hatten Insider bereits berichtet, dass beide Unternehmen für Montag Vorstandssitzungen planten, bei denen verschiedene Formen der Integration diskutiert werden sollen, darunter die Lieferung von Hybridfahrzeugen von Honda an Nissan und die gemeinsame Nutzung von Nissans Autofabrik in Großbritannien. Auch eine Zusammenarbeit mit Mitsubishi Motors, an dem Nissan mit einem Anteil von 24 Prozent der größte Anteilseigner ist, werde geprüft, hatte es geheißen.

Honda ist Japans zweitgrößter Automobilkonzern nach Toyota und hat derzeit einen Börsenwert von mehr als 40 Milliarden Dollar. Nissan, die Nummer Drei in Japan, ist an der Börse rund zehn Milliarden Dollar wert. Der französische Autobauer und Nissan-Großaktionär Renault hatte sich Insidern zufolge grundsätzlich offen für Fusionsgespräche zwischen den Unternehmen gezeigt.

Neue Hersteller setzen Honda und Nissan zu

Mit dem Zusammenschluss reagieren beide Konzerne auf die zunehmende Konkurrenz durch neue Hersteller wie Tesla sowie chinesische Konzerne. Aufgrund des Aufstiegs des chinesischen Herstellers BYD und anderer Unternehmen, die Elektro- und Hybridautos mit innovativer Software produzieren, haben Honda und Nissan zudem auf dem größten Automarkt der Welt, in China, an Boden verloren. Die Volksrepublik machte im November fast 70 Prozent der weltweiten Verkäufe von E-Fahrzeugen aus mit mehr als 1,27 Millionen Stück in dem Monat.

Schon länger war bekannt, dass Honda und Nissan enger zusammenarbeiten wollen. So hatten beide Unternehmen im März bekannt gegeben, dass sie eine Kooperation bei E-Autos und Softwareentwicklung erwägen. Sie vereinbarten gemeinsame Forschungsaktivitäten und weiteten im August die Zusammenarbeit auf Mitsubishi aus. Nissan kämpft derzeit gegen schrumpfende Autoabsätze in den Schlüsselmärkten China und den USA. Im vergangenen Monat kündigte der Konzern Pläne zum Abbau von 9.000 Arbeitsplätzen an. Die weltweiten Produktionskapazitäten sollen um 20 Prozent gekürzt werden. Auch Honda meldete zuletzt aufgrund rückläufiger Verkäufe in China Gewinnzahlen, die schlechter ausfielen als erwartet worden war.

Reuters