Hami Mandıralı. Source: Ajansspor (Ajansspor)
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TRT Deutsch sprach mit Hami Mandıralı. Er ist ein ehemaliger türkischer Fußballspieler und derzeitig als Trainer tätig. Hami war mit 7 Millionen DM der bis dahin teuerste Transfer in der Geschichte von Schalke 04.

Sie haben im UEFA-Pokalspiel in der Saison 1996/1997 im Trikot von Trabzonspor zwei Tore gegen Schalke 04 erzielt. Spielte Ihre Leistung in dieser Begegnung eine Rolle bei Ihrem Transfer zu Schalke? Die Fans von Schalke 04 zeigten im Jahr 2017 mit einer Choreographie, dass sie diese Begegnung nicht vergessen hatten. Haben Sie darüber hinaus eine unvergessliche Anekdote bezüglich dieses Spiels?

Ja, diese Begegnung war ausschlaggebend für meinen Wechsel zu Schalke 04. Aufgrund einer Verletzung konnte ich im Hinspiel zwischen Schalke 04 und Trabzonspor, das am 15. Oktober 1996 ausgetragen wurde, nicht auflaufen, aber trotzdem reiste ich mit der Mannschaft von Trabzonspor nach Gelsenkirchen. Ich blieb nach dem Spiel noch in Deutschland, um mich behandeln zu lassen. Armin Langhorst, der Vereinsarzt von Schalke 04, hat sich sehr intensiv um mich gekümmert und mich behandelt. Der gleiche Doktor Langhorst behandelte mich sogar vor dem am 30. Oktober 1996 in Trabzon ausgetragenen Rückspiel und bewies damit großen Sportgeist. Und ja, ich habe zwei Tore in dieser Begegnung erzielt, die 3:3 endete, wodurch Schalke die nächste Runde erreichte und am Ende der Saison sogar den UEFA-Pokal gewann. Nach dem Rückspiel in Trabzon verabschiedete ich die Mannschaft von Schalke 04 in Richtung Deutschland.

In der Saison 1998/1999 waren Sie nach Ze Roberto, Stefan Effenberg und Bachirou Salou der viertteuerste Transfer in der Bundesliga. Können Sie uns mehr über Ihren Transfer zu Schalke 04 erzählen?

Seit meiner Kindheit fand ich die Mannschaft von Schalke 04 sehr sympathisch. Auch die Städte Trabzon und Gelsenkirchen ähneln sich, da die Menschen beider Städte fleißige Menschen sind. Buchstäblich holen sie ihr Brot aus dem Stein heraus. Schalke 04 hatte mich bereits seit 1996 auf dem Radar. Sie hatten sich neben meinen Leistungen auf dem Platz auch detailliert über mein Privatleben erkundigt. Am Ende der Saison 1997/1998 nahm ich schließlich das Angebot des damaligen Schalke-Managers Rudi Assauer an. Für mich war es eine sehr wertvolle Unterschrift. Heute kann ich sagen: „Ich bin glücklich darüber, dass ich damals zu Schalke 04 gewechselt bin.“

Der Präsident von Schalke 04, Gerd Rehberg, sagte damals: „Mit dem Transfer von Hami haben wir nicht nur einen guten Spieler gewonnen, sondern auch die türkischen Mitmenschen.“ Hatten die dort lebenden Türken einen Anteil an Ihrer ersten Eingewöhnungsphase? Haben Sie eine unvergessliche Erinnerung aus dieser Zeit bezüglich der Türken in Deutschland?

In der Tat stieg das Interesse der in der Ruhrregion lebenden türkischen Fußballfans sowohl an den Spielen als auch an den Trainingseinheiten von Schalke 04. Bei den Heimspielen in Gelsenkirchen haben sie mich unterstützt, in dem sie türkische Flaggen geschwenkt und Banner hochgehalten haben. Auf diesem Weg möchte ich ihnen dafür danken, dass sie mich nicht alleine gelassen haben. Während meines Aufenthalts in Deutschland wurde ich von türkischen Vereinen in der Region zu Gesprächsreihen eingeladen. Dort konnte ich meine Erfahrungen der guten Leistungen an junge Menschen weitergeben, um damit ein positives Vorbild zu geben und zu zeigen, dass Leistung sich auszahlt. Zu meinen türkischen Freunden, die noch immer dort leben, habe ich weiterhin Kontakt.

Die Tore, die Sie gegen Eintracht Frankfurt und 1860 München erzielten, wurden unvergesslich. Was waren Ihre Trennungsgründe von Schalke 04? Denken Sie, dass Sie Deutschland zu früh verlassen haben?

Bei den Vorbereitungsspielen vor dem Saisonstart konnte ich einige sehenswerte Tore erzielen, doch diese kamen in der Bundesliga, auch weil ich ein wenig vom Pech verfolgt war, etwas zu spät. In der Bundesliga lief ich in 22 Partien auf, davon 13 Mal in der Startelf. Die Tore, die von mir erwartet wurden, konnte ich (erst) in den letzten zwei Spielen erzielen. Das Tor, das ich gegen den TSV 1860 München erzielt habe, galt damals, was die Fluggeschwindigkeit des Balles betrifft, als rekordverdächtig. Jahre später teilte Schalke 04 dieses Tor über die sozialen Medien mit dem Titel „Ein für das Auge unsichtbarer Schuss“ und machte mich damit sehr stolz. Als meine individuelle Leistung stieg, war dann leider die Saison schon zu Ende. Ich hatte eigentlich vor, noch weitere Jahre für Schalke 04 zu spielen, aber während meines Urlaubs in der Türkei unterbreitete mir Trabzonspor ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Die Rückkehr von Schalke nach Trabzonspor war für mich der Wendepunkt in meiner Profikarriere. Ich wünschte, ich hätte Schalke damals nicht verlassen.

Wie war Ihre Kommunikation mit dem Vorsitzenden, den Vorstandsmitgliedern, Mannschaftskollegen und Fans während Ihrer Zeit bei Schalke 04?

Außer den Vereinspräsidenten von Schalke 04, dem Bürgermeister von Gelsenkirchen, Herrn Gerd Rehberg und zwei weiteren Vorstandsmitgliedern, kannte ich niemanden. Zu den genannten hatte ich auch nur sporadisch Kontakt. Schalke 04 hatte ein Clubmanagersystem. Der im Jahr 2019 verstorbene Rudi Assauer spielte bei meinem Wechsel zu Schalke eine wesentliche Rolle und räumte mir große Möglichkeiten ein. Er war ein sehr wertvoller Mensch für mich. Möge er in Frieden ruhen. Meine Teamkollegen haben mir sehr geholfen. Sie waren alle sehr wichtig für mich, doch einer war sehr speziell. Das war Andreas Müller. Er hat mich am meisten unterstützt. Ich mag und schätze ihn sehr. Weitere Personen, denen ich großen Respekt zollte, waren Cheftrainer Huub Stevens und Co-Trainer Eddy Achterberg. Auch sie werde ich nicht vergessen. Die Schalker Fans haben mich seit meinem ersten Tag in Deutschland unterstützt und Interesse an mir gezeigt. Mithilfe eines Dolmetschers trat ich mit ihnen in Kontakt und beantwortete ihre Fragen. Selbst wenn wir keine guten Ergebnisse erzielten, gaben sie uns moralische Unterstützung. Ich wünschte, ich hätte Deutsch gelernt, um mit ihnen direkt zu kommunizieren. Obwohl ich nur eine Saison bei Schalke 04 gespielt habe, wurde mir große Wertschätzung zuteil. Am Jahrestag des UEFA-Pokal Sieges in der Saison 1996/1997 wurden auch meine Frau und ich zu einem Empfang eingeladen. Wir wurden bestens bewirtet und hatten sehr emotionale Momente. Schalke 04 ist mir immer treugeblieben.

Womöglich wird Schalke 04 am Ende dieser Saison absteigen. Berichten Sie uns von Ihren Gedanken und Gefühlen zur Situation von Schalke 04?

Dass sich Schalke 04, ein Verein, den ich seit Kindesjahren bewundere, (momentan) in der Tabelle auf einem Abstiegsplatz befindet und sehr wahrscheinlich auch absteigen wird, macht mich, genauso wie jeden anderen Schalke-Fan, traurig. Doch Schalke hat eine treue Anhängerschaft. Ich glaube fest daran, dass sie in der kommenden Saison wieder in die Bundesliga aufsteigen werden. Auf diesem Weg wünsche ich ihnen viel Erfolg.

Vielen Dank für das Gespräch!

TRT Deutsch