10.03.2022, Großbritannien, London: Roman Abramowitsch, Besitzers des FC Chelsea. Großbritannien hat Sanktionen gegen Chelsea-Inhaber Abramowitsch und weitere russische Oligarchen verhängt. (dpa)
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Der Champions-League-Sieger und Clubweltmeister FC Chelsea darf ab sofort keine Spielertransfers mehr tätigen, keine Eintrittskarten für zukünftige Spiele verkaufen und muss sämtliche Fanshops schließen. Das folgt aus den harten Sanktionen, die Großbritannien am Donnerstag wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine gegen den Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch verhängt hat. Der Milliardär verliert damit vorerst die Kontrolle über den Londoner Fußballverein. Ob er ihn nun überhaupt noch verkaufen kann, ist derzeit fraglich. Auch die Zukunft der Mannschaft ist ungewiss. Das Mobilfunkunternehmen Three, seit 2020 Sponsor, bat darum den Vertrag bis auf Weiteres auszusetzen und das Firmenlogo von den Trikots und von den Werbebanden im Stadion Stamford Bridge zu entfernen.
Chelsea darf den Spielbetrieb dank einer Sonderlizenz der britischen Regierung fortsetzen, hieß es vor dem Premier-League-Spiel der Blues am Donnerstag bei Norwich City. Die Verantwortlichen teilten später auf der Vereinswebsite mit, man wolle das Gespräch mit der Regierung suchen. Ziel sei eine Lockerung der Sanktionen für den Fußballclub. Man wolle eine Genehmigung einholen, um die Lizenz zu ändern, damit der Club so normal wie möglich weiterarbeiten kann.
Spieler dürfen weiter bezahlt
Gemäß der am Donnerstag erteilten Lizenz sind den Londonern „fußballbezogene Aktivitäten“ gestattet. Spieler, Trainer und alle anderen Angestellten dürfen weiter bezahlt werden. Reisekosten bis maximal 20.000 Pfund (ca. 24.000 Euro) pro Spiel sind erlaubt. Der finanzielle Aufwand pro Heimspiel darf maximal 500.000 Pfund (ca. 600.000 Euro) betragen.
So will die Regierung nach eigener Aussage verhindern, dass die Sanktionen dem Verein zu sehr schaden. Indem Chelsea weiterhin seine Spiele bestreiten dürfen, schütze man die Liga, den gesamten Fußballbetrieb, loyale Fans und andere Vereine, teilte die Regierung mit. Trotzdem wird Chelsea von den Sanktionen gegen Abramowitsch hart getroffen. Durch den Verkaufsstopp für weitere Tickets und Merchandising entgehen dem Club wesentliche Einnahmen.
Gut möglich ist außerdem, dass die Blues auch einige Leistungsträger verlieren. So laufen etwa die Verträge mit umworbenen Stars, darunter der deutsche Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger und der Däne Andreas Christensen, im Sommer aus. Angesichts der Sanktionen ist es fraglich, ob neue Verträge ausgehandelt werden dürfen. Obendrein könnte Chelsea keinen Ersatz für das Defensivduo verpflichten.
Vermögen von Abramowirtsch eingefroren
Wie die britische Regierung bekanntgab, wurde Abramowitschs Vermögen eingefroren. Abramowitsch darf keine Geschäfte mit britischen Privatpersonen und Unternehmen machen und wurde außerdem mit einem Reise- und Transportverbot belegt. „Es darf keine sicheren Häfen geben für die, die Putins bösartigen Angriff auf die Ukraine unterstützt haben“, wurde Premierminister Boris Johnson zitiert. Abramowitsch bestreitet eine Nähe zu Kreml-Chef Wladimir Putin.
Abramowitsch hatte kürzlich angekündigt, den Club nach fast 20 Jahren verkaufen zu wollen. Der Schritt galt als Reaktion auf immer lauter werdende Forderungen nach Sanktionen gegen ihn. Nach Informationen der BBC schließt die britische Regierung einen Verkauf des Vereins nicht grundsätzlich aus. Voraussetzung wäre, dass Abramowitsch aus dem Verkauf keinen Gewinn erzielt. Der russische Milliardär hatte angekündigt, die Einnahmen aus dem Verkauf an eine Stiftung für Opfer des Krieges in der Ukraine spenden zu wollen.
Dank der Millionen von Abramowitsch erlebten die Blues, die derzeit vom deutschen Fußballcoach Thomas Tuchel trainiert werden, die erfolgreichste Zeit ihrer Vereinsgeschichte und gewannen in 19 Jahren unter seiner Kontrolle national und international alle möglichen Titel, zuletzt die Champions League und die Club-WM. In der Champions League steht am kommenden Mittwoch das Achtelfinal-Rückspiel in Lille an - auch für die Reise nach Nordfrankreich muss den jetzigen Regularien zufolge das Budget von 20.000 Pfund genügen.

dpa