04.07.2022, USA, Highland Park: Ein Polizeibeamter reagiert in der Innenstadt von Highland Park. Ein Schütze hat bei einer Parade anlässlich des Nationalfeiertags in den USA in einem Vorort von Chicago das Feuer eröffnet und mindestens sechs Menschen getötet. (dpa)
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Ermittler in den USA rätseln nach der Bluttat mit mindestens sechs Toten bei einer Nationalfeiertag-Parade über das Motiv des Täters. Ein junger Mann wird verdächtigt, mit einem „leistungsstarken Gewehr“ vom Dach eines Geschäftsgebäudes aus wahllos auf eine feiernde Menschenmenge geschossen zu haben. Dies teilten die Ermittler am Montag (Ortszeit) mit. Ereignet hatte sich die Tat in einem Vorort von Chicago im Bundesstaat Illinois. Mehrere im Internet veröffentlichte Musikvideos, die Szenen von Waffengewalt zeigen, werden dem Verdächtigen zugeschrieben. Er konnte Stunden nach der Tat festgenommen werden.

Möglicherweise knapp 30 Schüsse in die Menschenmenge Zahlreiche Anwohner hatten sich am Vormittag des 4. Juli, an dem der Unabhängigkeitstag der USA landesweit gefeiert wird, im Zentrum der 30.000-Einwohner-Stadt Highland Park versammelt. Sie wollten gemeinsam feiern. Doch schon kurze Zeit nach Beginn der Parade fielen die ersten Schüsse. Augenzeugen berichteten später in US-Medien, sie hätten die Geräusche zunächst für Feuerwerk gehalten. „Mir fehlen die Worte, um diese Art von Monster zu beschreiben, das auf der Lauer liegt und in eine Menge mit Familien mit Kindern schießt“, schrieb der Gouverneur des Bundesstaates, Jay Robert Pritzker, auf Twitter. Rund zwei Dutzend Verletzte wurden nach Polizeiangaben in Krankenhäuser gebracht. Ein Arzt in einem Krankenhaus sagte, dort seien Patienten im Alter von 8 bis 85 Jahren mit Schusswunden behandelt worden, darunter mehrere Kinder. Ein Augenzeuge namens Miles Zaremski sagte dem Sender CNN, er habe mehrere Verletzte und leblose Menschen gesehen, die auf dem Boden gelegen hätten. „Es war herzzerreißend.“ Er habe rund 30 Knallgeräusche gehört. Menschen seien von der Parade geflohen. „Es war einfach chaotisch.“ Mutmaßlicher Täter konnte anhand der Waffe identifiziert werden Der mutmaßliche Todesschütze konnte Medienberichten zufolge anhand der Waffe identifiziert werden. Ermittler hätten DNA-Spuren an dem Gewehr gefunden, das der Verdächtige am Ort des Geschehens zurückgelassen habe, berichtete der US-Sender NBC News. Ein Onkel des festgenommenen Verdächtigen sagte dem Sender CNN, er habe bei diesem keine Warnzeichen für eine solche Gewalttat erkannt. „Ich bin untröstlich. Ich habe keine Anzeichen dafür gesehen, dass er so etwas tun würde.“ Er habe seinen Neffen nie gewalttätig erlebt oder ein besorgniserregendes Verhalten bei ihm gesehen. „Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen.“ Er beschrieb den jungen Mann als zurückgezogenen Menschen: „Er ist ein ruhiges Kind. Er ist normalerweise allein. Er ist ein einsamer, ruhiger Mensch, er behält alles für sich.“ Der Verdächtige soll laut US-Medien versucht haben, sich einen Namen als Rapper zu machen. Mehrere Social-Media-Konten, von denen anzunehmen ist, dass sie dem jungen Mann zuzuordnen sind, wurden inzwischen gesperrt. In archivierten Versionen sind - anscheinend selbst gedrehte - Videos des mutmaßlichen Schützen zu sehen. Sie wurden unter einem Pseudonym veröffentlicht. Ein etwa vor einem Jahr hochgeladenes Video zeigt einen Comic, in dem mehrere Szenen von Erschießungen zu sehen sind. An einer Stelle liegt ein Schütze in einer Blutlache am Boden, umzingelt von Polizisten mit gezückten Gewehren. Ein weiteres Video zeigt einen Mann mit bunt gefärbtem Haar und mehreren Tätowierungen, unter anderem im Gesicht. Er ist in einem Raum zu sehen, der wohl ein Klassenzimmer darstellen soll. Gegen Ende des Videos posiert er mit einem Schutzhelm und einer Art Einsatzweste vor einer Tafel. Er hält dabei eine US-Flagge hoch. Ermittler hatten ein Fahndungsfoto des Verdächtigen auf Twitter veröffentlicht. Die Behörden gaben sein Alter zunächst mit 22 Jahren an, in einem FBI-Bulletin hieß es später, er sei 21 Jahre alt. Mehrere Fälle von Waffengewalt in den USA in den vergangenen Wochen „Ich bin in Highland Park aufgewachsen, und diese Parade ist für so viele Familien ein Höhepunkt des Jahres“, schrieb die US-Schauspielerin Rachel Brosnahan („The Marvelous Mrs. Maisel“) auf Twitter. In ihrer Instagram-Story teilte sie zudem Erinnerungen an ihre Jugend in Highland Park. „Ich habe nie darüber nachgedacht, dass ich dort nicht sicher sein könnte.“ Die USA hatten in den vergangenen Wochen mit einem gigantischen Ausmaß an Waffengewalt zu kämpfen. Erst Ende Mai richtete ein 18 Jahre alter Schütze an einer Grundschule in Texas ein Massaker an: Er tötete in der Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrerinnen, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Gut eine Woche zuvor hatte ein 18-Jähriger in Buffalo im Bundesstaat New York zehn Menschen erschossen, die Ermittler gehen von einem rassistischen Motiv aus.

dpa