Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat mit scharfen Worten zum internationalen Boykott Israels aufgerufen. Israel habe bisher nicht auf die Aufforderung reagiert, seinen Vernichtungskrieg in Gaza zu beenden, sagte Fidan am Dienstag in Ankara vor Mitgliedern der Regierungspartei AKP bei einer Konferenz zur Zukunft von Palästina. Dies bedeute, dass „die internationale Gemeinschaft nun zu rechtlichen Maßnahmen greifen“ müsse. „Israel muss boykottiert werden“, forderte Fidan.
Israel zahle „keinen wirtschaftlichen, politischen oder militärischen Preis“ für sein Vorgehen im Gazastreifen, führte Fidan aus. Dies ändere sich nur, wenn die Welt „die Unterstützung einstellt“. Fidan sagte: „Wir haben die Grenze der Worte, der Diplomatie und der internationalen Politik erreicht. Wir müssen mit Sanktionen beginnen.“
Ende der Woche wird Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu Gesprächen in Türkiye erwartet. Bei einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan am Samstag in Istanbul wird es nach Angaben der Bundesregierung unter anderem um die Lage im Nahen Osten gehen.
Scholz hatte im Juli Forderungen nach einem Boykott israelischer Waren und Dienstleistungen aus illegalen israelischen Siedlungen als „eklig“ zurückgewiesen.
Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bislang Zehntausende Zivilisten getötet.
Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Doch auch dort sind sie israelischen Angriffen ausgesetzt. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise, die Hungertote fordert.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mindestens 42.100 Menschen getötet und mehr als 98.300 verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.