Fast zwei Drittel der Befragten im staatlicher Dienst berichteten in einer Umfrage, die der Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Donnerstag vorstellte, von eigenen Erfahrungen mit derartigen Übergriffen. Ab sofort könnten sich Betroffene unter einer Telefon-Hotline melden und sich professionelle Hilfe holen.
„Die Beschäftigten in öffentlichen Bereichen sind immer öfter Blitzableiter für die persönliche Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger in diesem Land“, erklärte DGB-Vize Elke Hannack anlässlich einer Konferenz, die der Gewerkschaftsverband am Donnerstag zu diesem Thema abhielt. Es gelte nun, „alle Vorfälle konsequent zu erfassen und zu ahnden“.
Besonders betroffen sind der Infratest-Umfrage zufolge Beschäftigte im Bahnverkehr, bei den Ordnungsämtern, in der Verwaltung sowie im Schulsystem - in Bereichen also, wo die Beschäftigten viel direkten Kontakt mit anderen Menschen haben.
In der Umfrage gaben 61 Prozent der befragten Beschäftigten im öffentlichen Dienst an, schon einmal beleidigt oder angeschrien worden zu sein. 34 Prozent berichteten von Bedrohungen, 24 Prozent von eigenen Erfahrungen als Opfer körperlicher Gewalt. 33 Prozent gaben an, sie hätten nichts davon erlebt.
Betroffene können sich per Telefon Hilfe holen
Betroffene sollen sich ab sofort unter der Hotline-Nummer 0800-116-0060 anonym Hilfe holen können. Der DGB unterhält dieses neue Hilfsangebot gemeinsam mit der Opferhilfeorganisation Weißer Ring. Das Angebot sei „ein wichtiges Signal an die Beschäftigten: Ihr seid nicht alleine mit der Situation“, erklärte die Geschäftsführerin der Organisation, Bianca Biwer.
Die Ursachen für die zunehmenden Übergriffe „liegen auf der Hand“, erklärte DGB-Vize Hannack: „Akuter Personalmangel, marode Infrastrukturen und komplizierte Verwaltungsvorgänge“. Jahrzehntelang sei die Daseinsfürsorge kaputtgespart worden, und im Ergebnis habe der Staat regelmäßig Schwierigkeiten, seine Aufgaben zu erfüllen.
Nötig seien daher mehr Investitionen der öffentlichen Hand, „in mehr Personal, in den Ausbau einer modernen, digitalen Verwaltung, in flächendeckende Bildung, Pflege und Krankenversorgung, in einen funktionierenden Nah- und Fernverkehr und natürlich auch in Sicherheit“, forderte die Gewerkschafterin.
Für die Umfrage im Auftrag des DGB wurden im August 1196 Menschen befragt.