Archivbild. Deniz Naki auf einer Demonstration von PKK-nahen Gruppen gegen die türkische Militäroperation in Syrien (dpa)
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Der ehemaligen Fußballer Deniz Naki muss sich vor dem Landgericht Aachen wegen mehrerer Vergehen und Verbindungen zur Terrororganisation PKK verantworten. Ihm drohen mehrere Jahre Haft. Der 31-jährige kurdischstämmige Deutsche sei einer der Rädelsführer einer Ortsgruppe der kriminellen Vereinigung Bahoz gewesen, teilte Oberstaatsanwältin Jutta Breuer am Freitag zu Prozessbeginn in Aachen mit. Dort ist der frühere deutsche U21-Nationalspieler. Profi beim FC St. Pauli und beim SC Paderborn, zusammen mit drei anderen kurdischstämmigen Männern angeklagt.

Rauschgifthandel und Schutzgelderpressung

Rauschgifthandel und Schutzgelderpressung gehörten laut Staatsanwaltschaft zu den Aktivitäten der von Naki mit angeführten Bahoz-Gruppe in seiner Heimatregion Düren/Aachen. Bahoz bedeutet auf Kurdisch Sturm und ist ein beliebter Deckname unter PKK-Terroristen. Der ehemalige Bundesligaprofi soll sich damit gerühmt haben, nicht lange zu reden, sondern auch zuzuschlagen.

Zeitweise habe er jede sich bietende Gelegenheit für gewalttätige Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Gruppen wahrgenommen, sagte Breuer. Ins Visier der Behörden geriet Naki nach einem Brandanschlag in Essen im Jahr 2016.

Nakis Anwalt Peter Krieger sagte der Deutschen Presse-Agentur, sein Mandant habe sich bisher durchgehend schweigend verteidigt, deshalb könne er für ihn keine Erklärung abgeben.

Verbindungen zur PKK über Hüseyin Ö.

Verbindungen zur PKK soll es laut Medienberichten auch über Hüseyin Ö. (Deckname: Zagros) gegeben haben: neben Naki ein weiterer mutmaßlicher Anführer der Rocker-ähnlichen Bahoz-Gang. Der 43-Jährige soll in Vergangenheit Gelder für die PKK erpresst haben und in den 90er Jahren innerhalb der PKK in der Türkei terroristisch aktiv gewesen sein. Seine kriminellen Aktivitäten setzte er nach seiner Flucht nach Deutschland fort. 2003 wurde er wegen Mordes verurteilt und soll bereits noch vor seiner Entlassung die Gründung der Bahoz-Gruppe organisiert haben.

Naki war bereits in der Türkei vorgeworfen worden, im Namen der PKK Terrorpropaganda zu verbreiten. Er war deshalb vor drei Jahren zu einer Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt worden. Der türkische Fußballverband hatte ihn aus demselben Grund mit einer lebenslangen Sperre belegt.

In der Nacht auf den 8. Januar 2018 war Naki auf der Autobahn 4 bei Düren beschossen worden. Sein Auto wurde an zwei Stellen getroffen. Naki sah sich als Opfer einer politisch motivierten Tat. Er berichtete medienwirksam von Todesangst und machte die Türkei verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft ermittelte zunächst wegen versuchter Tötung gegen Unbekannt, stellte die Ermittlungen ein Jahr später aber ein.

TRT Deutsch und Agenturen