Vor dem Berliner Kammergericht beginnt am Donnerstag der Prozess gegen einen mutmaßlichen ägyptischen Spion. Nach Gerichtsangaben soll Amin K. als Angestellter des Bundespresseamts zwischen 2010 und 2019 Informationen an den ägyptischen Auslandsgeheimdienst (GIS) weitergeleitet haben. Demnach soll er allgemeine Medienbeobachtungen vorgenommen, Anfragen von ägyptischen Geheimdienstmitarbeitern bearbeitet und versucht haben, einen weiteren Spion anzuwerben. Als Gegenleistung soll er sich Vorteile für sich selbst und seine Familie in Ägypten versprochen haben.
Teil seiner angeblichen Agententätigkeit waren demnach Analysen der Berichterstattung deutscher Medien zu Ägypten. So soll der Mann im September 2019 seine Führungsoffiziere über einen Fernsehbericht im öffentlich-rechtlichen Rundfunk informiert haben, der sich mit der katarischen Unterstützung der in Ägypten verbotenen Muslimbruderschaft befasste.
Außerdem soll der Angeklagte die Namen fünf syrischstämmiger Kollegen im Bundespresseamt an den GIS weitergeleitet haben. Um Informationen zu beschaffen, soll der Angeklagte auch die Recherchemöglichkeiten des Bundespresseamts genutzt haben.
In den Jahren 2014 und 2015 soll K. zudem erfolglos versucht haben, einen Übersetzer des Sprachendiensts des Deutschen Bundestags als Quelle zu gewinnen. Dafür organisierte der Mann laut Angaben des Gerichts auch private Zusammenkünfte mit Mitarbeitern des ägyptischen Geheimdiensts. Der Austausch zwischen dem angeblichen Spion und seinen Auftraggebern lief laut Gerichtsangaben über Telefongespräche und Messengerdienste und sei „zu einem großen Teil konspirativ erfolgt“.
Hilfe für Mutter des Spions
Im Gegenzug für seine Arbeit versprach sich der Angeklagte laut Generalstaatsanwaltschaft eine bevorzugte Behandlung durch ägyptische Behörden. Nach Informationen der Behörde erhielt die Mutter des Angeklagten auch tatsächlich Hilfe bei der Geltendmachung ihrer ägyptischen Pensionsansprüche durch den für K. zuständigen Führungsoffizier.
Bekannt wurde der Fall im Jahr 2019 mit der Veröffentlichung des Verfassungsschutzberichts. Demnach ging das Bundeskriminalamt im Dezember 2019 mit „Exekutivmaßnahmen gegen einen Mitarbeiter des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung“ vor. Dieser habe „über Jahre hinweg“ dem ägyptischen Geheimdienst zugearbeitet, hieß es in dem Bericht.
Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes ist der ägyptische Geheimdienst in Deutschland mit dem Hauptziel tätig, „Erkenntnisse über in Deutschland lebende Oppositionelle“ zu gewinnen. Um Landsleute für Spionagetätigkeiten in Deutschland anzuwerben, nutzt der Geheimdienst demnach Termine in diplomatischen Vertretungen Ägyptens und Reisen von Ägyptern in ihr Heimatland.
Mehr zum Thema: Amnesty-Bericht: Menschenunwürdige Haftbedingungen in Ägypten
AFP
Ähnliche Nachrichten
Rechtsrock-Konzert in Neumünster von Polizei verhindert
Polizei verhindert Rechtsrock-Konzert in Neumünster: Nachdem rund 400 Teilnehmer aufgefordert wurden, das Gelände zu verlassen, griffen einige Rechtsradikale die Einsatzkräfte mit Stühlen und Bierdosen an. Bundespolizisten aus Hamburg rückten an.
14 Bundesländer passen Abschlussprüfungen nochmals an
Fast alle Bundesländern wollen laut einem Bericht die Abschlussprüfungen an den Schulen weiter erleichtern. Grund dafür ist der Unterrichtsausfall während der Pandemie. Hessen hat sich noch nicht entscheiden. Rheinland-Pfalz geht einen anderen Weg.
Selbe Kategorie
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.